08.12.2011 | Verein

In memoriam – Trainer Heinrich „Heinz“ Körner verstarb heute vor 50 Jahren

1933 führte er die Fortuna zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft

Geboren wurde der Meistertrainer von 1933 als Heinrich Krczal am 2. Juli 1893 in Wien, der Hauptstadt der damaligen „k. u. k. Doppelmonarchie“ Österreich-Ungarn. In seiner Fußballerlaufbahn gewann er zwischen 1912 und 1921 mit dem Traditionsverein SK Rapid Wien siebenmal die Landesmeisterschaft. Auch schaffte er den Sprung ins Nationalteam und brachte es dort auf sieben Einsätze. Nach seiner aktiven Karriere schlug er den Weg als Trainer ein. Eine Berufsentscheidung, von der die Fortuna maßgeblich profitieren sollte!

Bei den Grün-Weißen gehörte Krczal lange Zeit zur Stammbesetzung im Angriff. In den ersten Jahren spielte er unter dem Beinamen „Doktor“. Diesen erwarb er sich, weil er an seinem ersten Arbeitstag bei Rapid im Frack seines Vaters erschienen war. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte er angesichts einer starken Konkurrenz im Angriff Schwierigkeiten, diesen Stammplatz zu verteidigen. Daraufhin wechselte er vorübergehend ins Amateurlager, änderte nebenbei seinen Namen in „Körner“ und kehrte ein halbes Jahr später wieder zurück. Doch 1921 zog es ihn endgültig fort. Er wechselte zum Lokalrivalen Wiener Amateur SV (heute: FK Austria Wien), wo er bis 1924 als Spielertrainer fungierte. Nach dem Abstieg in die Zweitklassigkeit verließ er Wien und kam ins Rheinland.

 

Training mit Jugendlichen und die ersten Spielbeobachtungen

Gleich vier Mal (!) war Körner innerhalb der nächsten 17 Jahre als Trainer bei der Fortuna tätig. Erstmals kam der gebürtige Österreicher mit seinem Wiener Charme im Juni 1924 zu den Rot-Weißen. Der „Treff“, wie ihn die Fortuna-Spieler nannten, wandte eine damals wie heute wohl eher unübliche und ungewöhnliche Trainingsmethode an. Um bei den Trainingsspielen trotz des zu kleinen Mannschaftskaders genügend Akteure auf dem Platz zu haben, holte er sich einfach zwei Jugendspieler dazu, die dann gemeinsam auf einer Position einen Seniorspieler ersetzten. Um im taktischen Bereich besser auf den kommenden Gegner und damit für das nächste Spiel gerüstet zu sein, ließ er – für damalige Verhältnisse eine geradezu revolutionäre Maßnahme – die Gegner beobachten, um akribisch deren Stärken und Schwächen zu analysieren. Heinrich „Heinz“ Körner war wohl so etwas wie Düsseldorfs erster Trainerfuchs!

 

F95 auf der Brust

In der neuen Saison 24/25 sollte die Mannschaft erstmals in der Vereinsgeschichte mit dem „F95-Logo“ auf ihren weißen Trikots (und in roten Hosen) auflaufen. Nachdem sein Vertrag aber schon im Januar 1925 auslief, gestaltete er seinen Ausstand auf seine eigene Art mit einer gewissen Portion Humor. In einem Freundschaftsspiel (beim 2:1-Erfolg gegen Fola Esch aus Luxemburg) wechselte er sich selbst ein. Danach ging er zum Lokalrivalen TuRU 1880 im Stadtteil Oberbilk, doch sollte dieses Gastspiel nur ein kurzes Intermezzo sein. Denn bereits im Herbst desselben Jahres  kehrte er an den Flinger Broich zurück. Bis zum Mai 1928 führte er Regie. In dieser Zeit formte er die Fortuna zu einer nationalen Spitzenmannschaft und legte den Grundstein zum größten Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Doch zunächst folgte eine Trennung. Nach einer Niederlage im dritten Entscheidungsspiel um die Bezirksmeisterschaft gegen Schwarz-Weiß Barmen durften die Flingeraner nur in der Runde der Zweiten in der Westdeutschen Meisterschaft antreten. Dies genügte den Ansprüchen des Fortuna-Vorstands keineswegs. Auf einer Algerien-Reise (!) mit sechs Freundschaftsspielen mitten in der Saison (womit die Düsseldorfer als erste deutsche Vereinsmannschaft auf afrikanischem Boden spielten) wurde Körner in Abwesenheit entlassen...

 

Ein Österreicher verliebt sich in Düsseldorf

Aus seiner Enttäuschung und Verbitterung über diese stillose Trennung machte Körner kein Geheimnis. Doch war die „Liebe“ zur Fortuna und der Stadt zu groß, wie er Jahrzehnte später einmal rührend anmerkte: “Als ich Ende Oktober vorigen Jahres mit den Alt-Internationalen Österreichs den mir wohlvertrauten Boden Düsseldorfs betrat, klopfte mir das Herz fast zum Zerspringen. Die vielen schönen Erinnerungen an diese prachtvolle Stadt, an meine alten Freunde und nicht zuletzt an die sportlichen Erfolge bei Fortuna ... war so ehrend für mich, daß meine österreichischen Nationalspieler aus dem Staunen nicht herauskamen.“

 

Deutscher Meister ... 33 ... nur damit es jeder weiß!

So übernahm er nur drei Jahre nach seiner Entlassung erneut das Kommando am Flinger Broich. Und diese dritte Amtsperiode sollte die erfolgreichste und schönste werden. Zur Saison 1931/32 kehrte er zurück. Erneut war jedoch schon in der Bezirksmeisterschaft Endstation. In der Spielzeit 1932/33 sollte dann der große Wurf gelingen. Nach dem Gewinn der Bezirksmeisterschaft sowie der Westdeutschen Meisterschaft folgte der souveräne Durchmarsch in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Mit sagenhaften 16:0 Toren in den Spielen gegen Vorwärts Gleiwitz in der Vorrunde, Arminia Hannover im Viertelfinale und Eintracht Frankfurt in der Vorschlussrunde zogen die Rot-Weißen ins Finale ein. Am 11. Juni 1933 wurde im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft der FC Schalke 04 (u. a. mit Fritz Szepan, Ernst Kuzorra und Otto Tibulski) durch Treffer von Felix Zwolanowski, Paul Mehl und Georg „Schorsch“ Hochgesang mit 3:0 besiegt. Dass der Titelgewinn ausgerechnet in Köln - vor 60.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion - stattfinden sollte, amüsiert bis heute. Die Stärke der Düsseldorfer lag vor allem in ihrem spielerischen Potenzial. Trainer Heinrich „Heinz“ Körner hatte aus Flingeraner Straßenfußballern und einigen Neuzugängen ein starkes Kollektiv geformt. Mit einer nie zuvor (und danach auch nie wieder erreichten) Torbilanz von insgesamt 19:0 Treffern in den Endrundenspielen holte sich die Fortuna als erster westdeutscher Verein die "Viktoria", die im Krieg verloren gegangene Trophäe als Vorgängerin der heute verwendeten "Schüssel". Ganz Fußball-Deutschland war von den Rot-Weißen überrascht und fasziniert.

Der Österreicher sagte selbst zu seinem „bestimmten System“, das den Gewinn der Meisterschaft gegen den Favoriten brachte: „Wir haben gewonnen, weil wir die richtige Taktik anwandten. Wir haben die Außen der Schalker durch unsere Hintermannschaft abgedeckt und unsere Verbindungsstürmer haben selbst die Schalker Innenleute ständig beunruhigt.“

Bei der Ankunft des neuen Deutschen Meisters am kommenden Tag säumten wohl um die 100.000 Menschen die Straßen der Landeshauptstadt und feierten ihre rot-weißen Helden. In "stattlichen Limousinen", so die Aussage eines Zeitzeugen, führte ihr Triumphzug vom Hauptbahnhof zum Rathaus, wo sie von Tausenden von Anhängern mit Begeisterung in Empfang genommen wurden. Die Euphorie in der Stadt war riesengroß. Die Meisterspieler genossen etliche Privilegien - so erhielten Spieler Brötchenlieferungen frei Haus, konnten in Metzgereien eine ganze Weile kostenlos einkaufen oder erhielten Zigarren und Zeitungen geschenkt. Es waren eben ganz andere Zeiten!

 

Ein neuerlicher Rauswurf und das vierte Engagement bei der Fortuna

In der darauf folgenden Saison verspielten die Fortunen die Bezirksmeisterschaft um nur einen einzigen Gegentreffer. Allzu sorglos nach dem Motto agierend: „Wer soll uns schon schlagen?“ musste am Ende dem Lokalrivalen VfL Benrath aufgrund des Divisionsverhältnisses der Vortritt gelassen werden. Die Ehe „Körner-Fortuna“ wurde wieder einmal geschieden... bis 1938. Denn noch einmal kehrte im Sommer 1938 als Fortuna-Trainer in seine Lieblingsstadt zurück. Bis 1941 saß er auf dem Trainerstuhl, doch ein weiterer nationaler Erfolg wollte sich leider nicht mehr einstellen.

 

Am 8. Dezember 1961, also genau heute vor 50 Jahren, verstarb Heinrich „Heinz“ Körner im Alter von 68 Jahren. Fortuna Düsseldorf wird ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. (ah)

bundesliga.de

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