11.06.2008 | 1. Mannschaft

Vor 75 Jahren: Fortuna ist Deutscher Meister

Am 11. Juni 1933 im Finale mit 3:0-Sieg gegen Schalke 04

75 Jahre, ein dreiviertel Jahrhundert - auf den Tag genau am 11. Juni - ist es her, dass Fortuna Düsseldorf die deutsche Meisterschaft erringen konnte. Mit dem Gewinn der "Viktoria", der im Krieg verloren gegangenen Trophäe als Vorgängerin der heute verwendeten "Schüssel", überraschten die Rot-Weißen Fußball-Deutschland und holten als erste westdeutsche Mannschaft überhaupt den Titel an den Rhein. Dass der Titelgewinn ausgerechnet in Köln - vor 60.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion - stattfinden sollte, amüsiert bis heute.

  • Spielszene aus der Finalpartie in Köln. Fortuna in den weißen Jerseys.

Noch abenteuerlicher und mit heutigen Ansprüchen des Leistungssports überhaupt nicht mehr in Einklang zu bringen waren die "Begleitumstände", unter denen dieses Team, das von Theo "Döres" Breuer angeführt wurde, diesen Tag begingen. Während der Gegner, der FC Schalke 04, bereits Tage zuvor in der Abgeschiedenheit des Halterner Sees ein Trainingslager bezogen hatte, mussten sich nicht wenige der Flingeraner Kicker den ersten Teil des Finaltages mit eher bodenständigen, fußballfernen Dingen beschäftigen. So stand Paul Mehl bis zum Mittag noch am Zapfhahn der elterlichen Gastwirtschaft und Felix Zwolanowski, gelernter Maler, durfte bereits um fünf Uhr morgens aufstehen, da er vor dem Spiel noch in einer Molkerei Anstricharbeiten zu verrichten hatte.


Die Anreise zum gemeinsamen Treffpunkt Worringer Platz erfolgte für die Ballkünstler mit der Straßenbahn - erst von dort trat man die gemeinsame Reise in Richtung Domstadt mit dem Bus an.
Ausgerechnet beide vorgenannten "Arbeiter" trugen im Wesentlichen zu dem bis heute einzigartigen Erfolg der Fortuna bei: Zwolanowski traf nach bereits 11 Minuten zum 1:0, ehe Mehl in der 71. Minute auf 2:0 erhöhte. Das 3:0 durch Georg Hochgesang - er war einige Jahre zuvor nach Düsseldorf gekommen und galt als einer der wenigen "Vollzeit-Fußballer" - sechs Minuten vor Abpfiff war der Schlusspunkt in diesem Spiel, bei dem die "Königsblauen" aus dem Ruhrgebiet eigentlich als die klaren Favoriten galten.
Nachdem man Ehefrauen und Lebensgefährtinnen mit dem Mannschaftsbus in Richtung Heimat geschickt hatte, wussten die Spieler - als auch Trainer und Funktionäre - den Abend und die Nacht im Kölner Restaurant-Hotel Minerva, in dem das Festbankett stattfand in vollen Zügen zu genießen. "Die bestellten Betten im Hotel waren umsonst", meinte Felix Zwolanowski viele Jahre später, denn "wir haben in dieser Nacht kein Auge zugemacht."


Bei der Ankunft des neuen Deutschen Meisters am kommenden Tag säumten wohl um die 100.000 Menschen die Straßen der heutigen Landeshauptstadt und feierten ihre rot-weißen Helden. In "stattlichen Limousinen", so die Aussage eines Zeitzeugen, führte ihr Triumphzug vom Hauptbahnhof zum Rathaus, wo sie von Tausenden von Anhängern mit Begeisterung in Empfang genommen wurden.


Die Euphorie in der Stadt war riesengroß. Die Meisterspieler genossen etliche Privilegien - so erhielten Spieler Brötchenlieferungen frei Haus, konnten in Metzgereien eine ganze Weile kostenlos einkaufen oder erhielten Zigarren und Zeitungen geschenkt.
Geld sei nicht alles gewesen, auch wenn es für viele Spieler sehr verlockende Angebote gegeben haben muss, meinte Felix Zwolanowski auch viele Jahre später. "Wir waren damals eine verschworene Gemeinschaft", sagte der letzte Überlebende der Fortuna-Meisterelf, vier Jahre vor seinem Tod 1998. "Schließlich waren wir in Flingern doch alles Nachbarn. Das schweißte zusammen."


Weitere Details, aber auch Anekdoten zu Fortunas Meisterschaftsgewinn im Jahr 1933 finden sich in den beiden Standardwerken zur Geschichte des Vereins:
1. "Die Chronik einer Leidenschaft - Fortuna Düsseldorf 1895 - 1995", Fortuna Düsseldorf und Werner Jakobs (Hrsg.), W&M Werbe- und Verlagspool, Neuss; ISBN 3-9804284-0-
2. "Alles andere ist nur Fußball - Die Geschichte von Fortuna Düsseldorf", Michael Bolten / Marco Langer, Verlag Die Werkstatt, Göttingen, 2005, ISBN 3-89533-505-3

 

Der Weg nach Köln zur Deutschen Meisterschaft 1933

Gruppenmeisterschaft 

TuRU Düsseldorf 4:0 3:0
SSVg. Barmen 6:1 3:3
VfR Ohligs 8:1 2:1
BV 04 Düsseldorf 7:2 5:1
FC Schwelm 14:1 1:0
SSV Elberfeld 6:0 ausgefallen
SC 07 Sonnborn 9:1 8:2
SSV Oberkassel 3:0 5:0
BC 05 Düsseldorf 7:0 6:0

Bergisch-Märkische Meisterschaft 

VfL Benrath  3:2 1:1

 

Zweiter Platz der Westdeutschen Meisterschaft

SpVg. Köln-Sülz 07 7:0
Borussia Fulda 2:1
Schalke 0:1

 

Deutsche Meisterschaft 1932/1933
Vorrunde der Landesverbandsmeister
Teilnahmeberechtigt an dieser Vorrunde waren die jeweiligen Regionalmeister. Sie kamen aus den Regionen Nord, Nordost, Berlin-Brandenburg, Mitte, West, Südost und Süd. Außerdem war der amtierende Deutsche Meister als Titelverteidiger qualifiziert für diesen Wettbwerb.

Dresdner SC - Arminia Hannover 1 : 2 n.V.
SSV Beuthen 09 - Prussia Samland 7:1
FC Schalke 04 - Viktoria 89 Berlin 4:1
Fortuna Düsseldorf - Vorwärts Gleiwitz 9:0
FSV Frankfurt/M. - Polizei SV Chemnitz 6:1
Hamburger SV - Eintracht Frankfurt/M. 1:4
Hindenburg Allenstein - Hertha BSC Berlin 4:1
VfL Benrath - TSV 1860 München 0:2

 


Viertelfinale

Arminia Hannover - Fortuna Düsseldorf 0:3
Eintracht Frankfurt/M. - Hindenburg Allenstein 12:2
FC Schalke 04 - FSV Frankfurt/M. 1:0
TSV 1860 München - SSV Beuthen 09 3:0

 

Halbfinale 

FC Schalke 04 - TSV 1860 München 4:0
Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt/M. 4:0

 

Finale am 11. Juni 1933 in Köln 

Fortuna Düsseldorf - Schalke 04 3:0

Deutsche Fußballmeister seit 1920
1920 1.FC Nürnberg
1921 1.FC Nürnberg
1922 Hamburger SV (verzichtet)
1923 Hamburger SV
1924 1.FC Nürnberg
1925 1.FC Nürnberg
1926 SpVgg Fürth
1927 1.FC Nürnberg
1928 Hamburger SV
1929 SpVgg Fürth
1930 Hertha Berliner SC
1931 Hertha Berliner SC
1932 Bayern München
1933 Fortuna Düsseldorf

 

Am Rande bemerkt
Als Fatum, schicksalhaft, gilt nicht wenigen, die einen Aberglauben kultivieren, dass die Fortuna derjenige Verein war, der sich als 13. Club auf der "Viktoria" zu verewigen wusste.

 

Der Kader der Mannschaft

Pesch
Trautwein - Bornefeld
Janes - Bender - Breuer
Mehl - Wigold - Hochgesang - Zwolanowski
ferner Albrecht, Wolters

 

 

Zeitgenössische Artikel zur Deutschen Meisterschaft der Fortuna
Der Festschrift entnommen, die am 5. August 1933, von Hans Körfer verfasst bzw. herausgegeben, sind die beiden nachstehenden zeitgenössischen Artikel:

 

Hier spricht Berlin
Wenig aufregend - aber gute Klasse

In diesen Satz lässt sich die Kritik an dem Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1933 zusammenfassen. Es stimmt, was die westdeutschen Kritiker feststellen, daß es ein technisch auf hoher Stufe4 stehendes Endspiel war. Und es ist durchaus zutreffend, daß die Sicherheit und Ruhe, mit der beide Mannschaften ihr Spiel spielten, für einen Endkampf um die deutsche Meisterschaft imponierend war, was als besonderer Vorzug gerade dieses Schlußspieles erschien, war gleichzeitig seine Schwäche. Es wurde schon zu kaltblütig gespielt, man kannte sich gegenseitig schon zu gut miteinander aus, als daß das Spiel jenen erregenden und bis zum letzten Augenblick Spannung haltenden Ablauf nehmen konnte, den vor ihm andere Endspiele um den Titel "Deutscher Fußballmeister" genommen haben. Nur in jenen zehn Minuten vor dem zweiten Tor der Düsseldorfer hatte das Spiel jenes jagende Tempo, jene atemberaubende Wechselseitigkeit, die reizvollen Eigentümlichkeiten solcher bedeutungsvollen Kämpfe zu sein pflegen.

Das Ueberraschungsmoment fehlte, um auch den Nicht-Westdeutschen mitzureißen und in höhere Spannung zu versetzen. Es lief alles gar zu programmäßig ab, Schalke unternahm so gut wie nichts, um gegen die eindeutig bessere Tagesleistung einen entscheidenden Umschwung herbeizuführen.  Knappe zehn Minuten lang war Schalke endspielhaft kämpferisch eingestellt, dann passierte das Pech mit dem Schuß Rothardts, den Fortunas Kapitän Breuer auf der Torlinie für Pesch anhielt, in der nächsten Minute wurde das zweite Tor verloren, und schon warf Schalke die Flinte ins Korn. Da haben wir doch schon andere Dinge in Endspielen erlebt. Hertha-BSC lag gegen Holstein Kiel schon nach zehn Minuten mit 0:2 im Rückstand und hat doch, trotz allen Zwischenfällen, die an den Nerven rissen, die deutsche Meisterschaft gegen die Kieler erobert (5:4 siegend!). In Schalke war nichts von diesem bergeversetzenden Geist, den man von einem Teilnehmer am Endkampf um die deutsche Meisterschaft doch erwartet.


Und Schalke ist hauptsächlich dafür verantwortlich, daß dieses Endspiel wohl als ein technisch gutes, nicht aber als ein besonders aufregendes in die Geschichte der deutschen Meisterschaft eingehen wird.
Bei aller Anerkennung für die wirklich gute Leistung des neuen Deutschen Meisters Fortuna Düsseldorf, der des stolzen Titels fraglos würdig ist, bei aller Anerkennung auch des im Felde zeitweilig wieder bestechenden Spielens der Schalker - das vorjährige Endspiel, das eine rein süddeutsche Angelegenheit war (Bayern München - Eintracht Frankfurt 2:0) wird in unserer Erinnerung vor diesem westdeutschen Endspiel rangieren. Nach unserer Meinung hat Bayern im vorigen Jahr noch besser als Fortuna gespielt! Schade, schade, daß Bayern München in diesem Jahr zusehen mußte, ein Endspiel der Münchener mit Fortuna Düsseldorf wäre sicher ein restloser Genuß geworden.


Fortuna soll sich aber nicht gekränkt fühlen. Eine Mannschaft, die in der Vorschlußrunde einen Gegner vom Kaliber Frankfurter Eintracht in so überzeugendem Stile zusammengespielt hat, die den Rekord aufstellte, ohne den Verlust auch nur eines einzigen Tores in den DFB-Meisterschaftsrunden Deutscher Meister zu werden, die sich eines so zähen Rivalen wie Schalke 04 im Schlußkampf so kaltblütig erledigte, die ist wahrhaft berufen, den Ehrentitel "Deutscher Meister" zu führen. Wir beglückwünschen Fortuna zu ihrem Erfolge auf das allerherzlichste und hoffen, daß unsere mit einigen Vorbehalten versehene Kritik richtig als der Versuch verstanden wird, die Grenzen der Leistungsfähigkeit aufzuzeigen, die Fortuna Düsseldorf noch nicht ganz erreicht hat.
E. Werner in der "Fußballwoche"


Der Weg der Fortuna Düsseldorf
Der Tag von Köln mit seinem herrlichen 3:0-Siege über den FC. Schalke 04 ist verrauscht, die Fortuna Düsseldorf hat das höchste Ziel, das der deutsche Fußballsport seinen Vereinen bietet, erreicht. Und doch klingt nachhaltig der Jubel der 60 000 im Kölner Stadion, die den ersten westdeutschen deutschen Meister feierten. Wer von den 60 000 möchte wohl den stolzen Augenblick vergessen, in dem der Führer des deutschen Sportes, Reichskommissar von Tschammer und Osten, dem jungen Spielführer der Fortune, Theo Breuer, den Kranz der deutschen Meisterschaft überreichte? Der Fußballtaumel, der den sportbegeisterten Westen nun einmal in den Tagen von Köln ergriffen hatte, fand in dem tosenden Jubel der 60 000 einen orkanartigen Ausbruch.


Herrliche und unvergeßliche Stunden haben sich angechlossen. Düsseldorf begrüßte seinen Fußballmeister in einer nie erwarteten Weise, schöne Stunden in engstem Kreise folgten. Und doch kam mancher Augenblick, in dem die Erinnerung zurückschweifte und die Fortuna so klein und unbedeutend sah, wie sie doch nun einmal in den Jahren war, die dem stolzen Weg zur Meisterschaft vorausgegangen sind. Jahr um Jahr zog noch einmal vorbei, angefangen vom Tage der Gründung bis zum Höhepunkt am 11. Juni. Die Chronik verzeichnet schöne und ernste Stunden in bunter Reihenfolge, sie spricht mahnend zu denen, die vielleicht im Ueberschwang der Freude den schweren Weg zu vergessen geneigt sind.


1895? Die Jahreszahl gehört nicht der Fußballabteilung. Sie ist ein Geschenk des TV. Flingern, der im Jahre 1919 in schwerster Stunde seinen Weg mit dem des FK. Fortuna Düsseldorf zusammenlegte, um dem Düsseldorfer Stadtteil Flingern einen einigen, großen Verein zu schenken.


Es gibt Stunden im Vereinsleben, in denen die Alten, die Pioniere der ersten Jahre des Fußballsportes, aus der Vergangenheit erzählen. Und ihre Augen leuchten, sie scheinen noch einmal jung zu werden, wenn sie von den Zeiten sprechen, in denen vor dem Spiel die Torlatten auf den Schultern zum Platz getragen und aufgestellt werden mußten. Sie wissen zu erzählen von den Tagen, in denen man kaum einen Fußballverein kannte, in denen es von Schule und Elternhaus geradezu verboten war, überhaupt mit dem Lederball zu spielen. Flingern war im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts nahezu ein Dorf. Die zahlreichen Wiesen boten die schönste Gelegenheit, das neue Spiel zu betreiebn, und in der Flingerer Jugend gab es Unentwegte, die es auch allen Verboten zum Trotz weidlich taten. An einen Verein dachte man nicht. Warum eine Gemeinschaft gründen? Es war so doch viel schöner. Aber es kam doch anders. 1908 entstand im allmählich heranwachsenden Stadtteil Flingernein Verein, der den etwas eigenartigen Namen Düsseldorfer Fußball-Klub "Spielverein" führte, im Volksmund aber bald nur noch der Flinger Spielverein hieß. Einem Verband wollte man nicht beitreten, es gab zahlreiche gleichgesinnte Vereine, die fleißig "wild" mitspielten. Und so kam für den Spielverein die bittere Stunde, in der die Konkurrenz im FK. Alemannia auftauchte. Der neue Verein besaß eine weitsichtige Führung, nannte sich 1912 FK. Fortuna Düsseldorf und trat dem Rheinischen Spiel-Verband bei. Nun wollte auch der Spielverein in den Verband, aber es war zu spät. Vernünftigerweise wurde eine Einigung erzielt. Beide Vereine schlossen sich zusammen, und Flingern hatt im FK. Fortuna einen Verein, der 1913 und 1914 durch die Meisterschaften in der C- und B-Klasse beachtliches Können zeigte.


Der Weltkrieg kam. Immer wieder hieß es Abschied nehmen, immer wieder kam ein neues Mitglied: "Morgen, übermorgen zieh auch ich hinaus!" Und so viele kamen nie mehr wieder. An der Westfront, in Russland, am Isonzo hatten sie ihr Leben für das deutsche Vaterland gelassen. Die kleine Fortuna überstand die langen Jahre des Völkerringens. 1917/1918 gewann sie sogar eine Düsseldorfer Kriegsmeisterschaft.
Die großen Sorgen stellten sich aber in den ersten Jahren nach dem Kriege ein. Die politischen Wirren wirkten sich auf den sportlichen Betrieb aus, eine Unterstützung durch Stadt und Staat war kaum möglich, Platzsorgen gesellten sich hinzu, und fast zwangsläufig kam 1919 in Flingern der zweite große Zusammenschluß. Turner und Sportler reichten sich die Hand, aus dem Flingerer TV. und dem FK. Fortuna wurde der Turn- und Sportverein Fortuna Düsseldorf 1895.


Ein kleiner Verein! Unbedeutend, gemessen an den Großen des deutschen Sportes, die gerade im allgemeinen Aufschwung des Volksportes Fußball zur Geltung kamen und sich hervortaten. Ein 1. FC. Nürnberg, eine SpVg. Fürth, Vorwärts Berlin , Duisburger SpV. - Namen, die man in Kreisen der Fortuna mit Bewunderung nannte. Aber dieser kleine Verein hatte den verständlichen Ehrgeiz, vorwärtszukommen. Es gab Rückschläge, Tage, in denen alles zu zerfallen drohte. Aber im Jahr 1921/22 war die erste große Etappe erreicht: Fortuna Düsseldorf stieg in die höchste Klasse auf, in die Gauliga.
In den beiden ersten Jahren spielte die Fortuna Düsseldorf keine große Rolle. Man war froh, wenn ein Spiel gegen die Turu Düsseldorf, gegen Düsseldorf 99 und andere große Rivalen aus dem engeren Bezirk knapp verloren wurde, ein Unentschieden galt als großer Erfolg. Der Verein hielt sich im Schatten der Großen. Die große Wendung brachte das Jahr 1924. Matthias Bakkers, der zielbewußte Führer der Fortuna, verpflichtete den Wiener Sportlehrer Heinz Körner. Das war doch mit einem Mal ein ganz anderer Betrieb! Auf dem kleinen Aschenplatz an der Vennhauser Straße gab es Arbeit und wieder Arbeit. Heinz Körner fand Schüler, die alles daran setzten, nach vorne zu kommen. Streber, wie sie nun einmal die Fortunen immer gewesen waren. Das erste Punktespiel gegen Turu Düsseldorf, den langjährigen Meister von Berg und Mark, sah im Augsut 1924 eine ganz andere Fortuna auf dem Spielfelde. Die Leute wußten mit dem Ball etwas mehr anzufangen als ihn regelrecht kicken. Der 3:1-Sieg wirkte in Düsseldorf wie eine Sensation! Heinz Körner siedelte später zur Turu Düsseldorf über, kehrte aber schon im Herbst 1925 zur Fortuna zurück. Zum ersten Male tauchte Fortuna 1926 in einer westdeutschen Meisterschaftsrunde auf. In den Spielen der Bezirkszweiten konnte die Mannschaft sicher aber nicht durchsetzen, es fehlte eben die Routine.


Ein Triumph war die Saison 1926/27. Zum ersten Mal konnte Fortuna Düsseldorf die Meisterschaft von Berg-Mark erringen. Es war ein unvergeßlicher Augenblick, als Hans Meck nach dem zweiten Siege der Fortuna über Turu Düsseldorf den alten Sportplatz verließ, glückstrahlend und mit dem Meisterkranz geschmückt. Im gleichen Jahre spielte Fortuna Düsseldorf zum ersten Male in der deutschen Meisterrunde, wurde aber vom Hamburger SV. mit 4:1 geschlagen. Ein Jahr später kam der große Rückschlag. Schwarz-Weiß Barmen lief der Fortuna den Rang ab. Fortuna Düsseldorf reiste dafür als erste deutsche Mannschaft im Frühjahr 1928 nach Algier. Allerdings fehlte Ernst Albrecht, der erste Internationale, der bei den Olympischen Spielen in Amsterdam die deutschen Farben gegen die Schweiz und Uruguay vertrat.


Eine große Wendung bedeutete das Jahr 1928 aber in einer anderen Hinsicht. Im Herbst kam Georg Hochgesang vom 1. FC Nürnberg, ein prominenter Vertreter der unvergeßlichen Nürnberg-Fürther Meisterschule, ein Schüler des ungekrönten Fußballkönigs Alfred Schaffer. Mit einem Schlage spielte der Name Fortuna Düsseldorf auch außerhalb der westdeutschen Verbandsgeschichte eine Rolle, es kamen neue vielversprechende Leute, die Mannschaft spielte in Berg-Mark eine unumschränkte Rolle, und die zweite Meisterschaft wurde ganz sicher erspielt. In den westdeutschen Endspielen langte es aber wieder nur zu einem dritten Platz, und die SpVg. Fürth zerstörte in Nürnberg die Hoffnung in der DFB.-Runde durch ein klares 5:1. Aber die Pressestimmen waren denkbar günstig, zahlreiche süddeutsche Zeitungen sahen in der Fortuna Düsseldorf eine kommende Mannschaft.


Einen neuen Rückfall brachte die Saison 1929/30. Diesmal lief der VfL. Benrath der Fortuna den Rang ab. Aber 1930/31 kam der erste große Triumph. In großem Stil erspielte sich Fortuna Düsseldorf die bergisch-märkische Meisterschaft und wurde in Abwesenheit des FC. Schalke 04 zum ersten Mal westdeutscher Meister. Nur der VfB. Bielefeld konnte in den westdeutschen Endspielen eine Unentschieden erringen, alle anderen Teilnehmer wurden geschlagen. In der deutschen Meisterschaft reichte es aber wieder nur bis zur Vorrunde. Eintracht Frankfurt konnte im Düsseldorfer Rheinstadion nach Verlängerung einen 3:2-Sieg erringen.


Es war nahezu Tradition geworden, daß einem Meisterjahr ein Rückschlag folgte. Also 1931/1932 war Fortuna Düsseldorf wieder nicht dabei, aber die zahlreichen Privatspiele gegen Arminia Hannover, Viktoria Hamburg, Hertha BSC. Berlin, Tennis-Borussia Berlin, Red Star Olympique Paris zeigten, daß die Mannschaft ihren Platz in der deutschen Spitzenklasse erreicht und behauptet hatte.


Und es kam die größte Saison der erfolgreichen Laufbahn: 1932/33. Wenn Heinz Körner, Georg Hocghgesang, Willy Pesch schon einmal zu beginn der Saison sagten: "Wir werden deutscher Meister!", so sollte dies die Zuversicht der Mannschaft zum Ausdruck bringen, aber es wußte doch jeder, wie schwer dieser Weg ist und wie leicht man straucheln kann. Eine große Siegserie kam, alle Meisterschaftsspiele wurden gewonnen, Bayer München und Schalke 04 im Privatspiel geschlagen, und das Endspiel um die westdeutsche Meisterschaft in Duisburg sollte stolzer Höhepunkt sein. Es kam wieder anders. 1:0 siegte Schalke 04. Aber in den Stunden nach Duisburg zeigte es sich, daß auch unerwartete Niederlagen das Selbstvertrauen der Fortuna nicht mehr erschüttern konnte. 9:0 gegen Vorwärts-Rasensport Gleiwitz, 3:0 gegen Arminia Hannover, 4:0 gegen Eintracht Frankfurt und 3:0 gegen Schalke 04. 19:0 in vier Spielen! Sie ergaben den neuen deutschen Fußballmeister 1932/33: Fortuna Düsseldorf!


Unermüdlicher Ehrgeiz, restloser Einsatz und eine geschickte Regie der verantwortlichen Leute haben die Fortuna Düsseldorf zum deutschen Meister gemacht. Alle Spieler haben in den entscheidenden Kämpfen im Vertrauen auf ihr Können und ihre Stärke große Leistungen vollbracht. Man hat schon einmal das ominöse Wörtchen "Glück" gehört! Warum nicht - auch Glück gehört zu einer Meisterschaft, das Glück, daß keine unerwarteten Zwischenfälle eintreten, die die Früchte langjähriger Arbeit und die Bemühungen einer ganzen Saison zunichte machen. Aber mit Glück alleine wird keine Meisterschaft gewonnen. Vorbildlicher Ehrgeiz, letzter Einsatz aller Kräfte und unentwegtes Selbstvertrauen bedeuten die Stärke eines Meisters! Fortes fortuna adjuvat! Den Starken unterstützt das Glück!
(Hans Körfer)

 

Zitate

Theo Breuer, Spielführer
"Wir haben nicht mehr getan als unsere Pflicht. Die klare Revanche für das Duisburger 0:1* ist für mich besonders erfreulich." Köln, 11. Juni 1933

Georg "Schorsch" Hochgesang
"So einen Tag habe ich bei meinen Meisterschaftsfeiern** in Nürnberg nicht erlebt. Bleibt uns auch treu, wenn es einmal anders wird und wir verlieren." Rathaus-Balkon Düsseldorf, 12. Juni 1933


* Bei der Niederlage, auf die Breuer ansprach, war das 0:1 im Kampf um die Westdeutsche Meisterschaft gegen Schalke 04 gemeint, die in Duisburg zustande kam.
** Hochgesang wurde, bevor er 1928 an den Rhein wechselte, dreimal Meister mit dem "Club" aus Franken


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