Im Vergleich zur Niederlage auf Schalke entspannte sich die Personalsituation für Chefcoach Jens Langeneke nicht. Da nun auch Charlison Benschop länger ausfällt blieb ihm gerade einmal eine Kaderstärke von 16 Spielern, zu diesen stießen noch Anas Slimani und Andrii Honcharenko aus der U19, die an diesem Wochenende spielfrei hatten. Somit ist es wenig überraschend, dass beinah dieselbe Startelf auflief, lediglich in der Innenverteidigung gab Noah Egouli sein Debüt von Anfang an. Für ihn pausierte Noah Förster. Die Zwote startete gut ins Spiel und nach einigen gelungenen Aktionen gab es früh die Szene, die den Takt des gesamten Abends vorgeben sollte. Der Kölner Torwart Marutzki (8.) vertändelte den Ball im Fünfmeterraum gegen den energisch pressenden Mechak Quiala Tito, der ins leere Tor hätte schießen können. Doch dazu kam es nicht, denn Marutzki zog ihm am Trikot zu Boden, sodass Schiedsrichter Meyersieck früh auf Strafstoß und Platzverweis gegen den Gästekeeper entscheiden musste. Beim Elfmeter übernahm erneut Vizekapitän Deniz Bindemann (11.) die Verantwortung, bewies große mentale Stärke und traf sicher zum 1:0 in die rechte Ecke. Mit der Führung und der Überzahl im Rücken fühlte sich die Zwote nun sichtlich wohl. Phasenweise war erneut das Selbstverständnis der ersten Wochen zu sehen, die Gäste hielt man sicher weg vom eigenen Tor. Quiala Tito (25.) hatte die nächste gute Chance, doch der eingewechselte Torwart Trautner parierte den Flachschuss. Die Zwote arbeitete beharrlich weiter am zweiten Tor und belohnte sich auch allzu bald selbst. Nach einer perfekten Flanke von Lennart Garlipp setzte Bindemann (30.) einen ebenso perfekten Kopfballaufsetzer zum 2:0 ins lange Eck. Mit einem sehenswerten Distanzschuss hätte Maksym Len (33.) beinah direkt das Nächste nachgelegt, knapp rechts verpasste er jedoch. Erst gegen Ende der Halbzeit meldeten sich auch die dezimierten Kölner zaghaft vorn an. Zwei Versuche von Adamyan (37., 40.) wurden aber von Tobias Pawelczyk im Tor der Flingeraner entschärft. Kurz vor der Pause die vermeintliche Vorentscheidung: Garlipp legte eine Flanke im Strafraum ab, die dann etwas überraschend bei Quiala Tito (45.) landete. Der Angreifer zog noch an einem Kölner Abwehrspieler vorbei und traf dann kraftvoll zum 3:0 ins lange Eck. Zur Pause also ein hoher Vorsprung inklusive eigener Überzahl, die sogar die pessimistischsten Kenner der Zwoten an diesem Tag mehr als optimistisch stimmte.

Doch die zweite Halbzeit hielt einen Spielverlauf bereit, von dem wohl auch kein Kölner mehr zu träumen wagte. Die Gäste kamen sofort druckvoll aus der Kabine, kamen zu mehreren Abschlüssen (47., 54.), bei denen Pawelczyk Herr der Lage blieb. Die Drangphase war allerdings doch von Erfolg gekrönt, denn nach einer weiteren Parade gegen einen Schuss von Adamyan staubte Toure (61.) zum 1:3 aus Kölner Sicht ab. Nun schalteten die Gäste wieder einige Gänge zurück und die Zwote bekam langsam wieder die Kontrolle über das Spiel. Was ihr allerdings fehlte, waren die klaren Torchancen. Allein Siwoo Yang hatte etliche Szenen über den linken Flügel, bei denen immer wieder Nuancen fehlten, um richtig gefährlich zu werden. Dennoch schienen die Rot-Weißen auf der Zielgerade zu drei Punkten zu sein, da von den Gästen nichts mehr zu sehen war – bis zu einem verhängnisvollen Kollektivschlaf in der Hintermannschaft der Zwoten. Bei einer Flanke von der rechten Seite konnte Adamyan (75.) völlig alleingelassen auf 2:3 verkürzen, womit doch noch das große Zittern begann. Fortan war das Spiel völlig chaotisch, beide Seiten griffen wild an, um je nach Perspektive entweder den Sieg oder den Punktgewinn zu sichern. Nach erfolglosen Versuchen auf beiden Seiten kam es gegen Ende der Nachspielzeit zu einem Freistoß, links vom Strafraum der Zwoten. Adamyan brachte den Ball scharf vors Tor, wo ihn im Getümmel Innenverteidiger Leonard Brodersen über die eigene Linie drückte. Ein Cocktail negativer Emotionen in den Gesichtern der Zwoten, grenzenloser Jubel bei den Kölnern. Nach 80 Minuten gegen zehn Spieler also doch nur ein 3:3-Unentschieden, trotz eigener 3:0-Führung zur Pause. Ein grotesker Spielverlauf, bei dem man sich wahrlich fragen kann, ob es das im Profifußball schon einmal gegeben hat. Eine Sache wurde den treuen Supportern allerdings mal wieder aufs Deutlichste bestätigt: Mit der Zwoten wird es nie langweilig. (PL)