Sekunden nach der Pause auf die Verliererstraße
Beim SC Wiedenbrück laufen die Dinge noch etwas familiärer ab. Fernab von großen Zahlen an Ordnern, Sicherheitskräften und Ähnlichem ist die Stimmung rund um das Jahnstadion bereits Stunden vor Anpfiff bei Spielern, Verantwortlichen und Zuschauern außerordentlich gelockert und herzlich. Auf dem Platz jedoch spielen die Wiedenbrücker gnadenlos all ihre körperlichen Stärken aus, was U23-Teams traditionell vor gewisse Probleme stellt. Dennoch sah die Zwote gerade auswärts gegen die robuste Männermannschaft des SCW zuletzt oft gut aus. Keine schlechten Voraussetzungen also, den jüngsten Abwärtstrend in Sachen Ergebnisse wieder zu bremsen.
Zwei länger auf der Verletztenliste stehende Spieler durfte Chefcoach Jens Langeneke wieder im Kader begrüßen: Elias Egouli und Karim Affo waren wieder fit und standen auch sofort in der ersten Elf. In den ersten Zügen der Anfangsphase passierte nicht viel; beide Teams tasteten sich noch vorsichtig ab, bevor die Zwote zwei glänzende Angriffe hinlegte. Der erste davon begann mit einem guten Lauf Affos über den linken Flügel, wo er den Ball zurück an die Strafraumkante zu Maksym Len legte. Dessen Flanke an den langen Pfosten erwischte Mittelstürmer Mechak Quiala Tito (8.) mit dem Kopf, der aus der ersten Chance gleich das 1:0 für sein Team erzielte. Die Gastgeber wirkten nach dem Treffer überrumpelt und ein wenig unsortiert, was die Flingeraner wiederum ausnutzten. Simon Vu (9.) nahm den vielen angebotenen Platz im Mittelfeld an und traf aus rund 20 Metern flach zum schnellen 2:0. Ein Start nach Maß, der auch die gut 40 mitgereisten Zwote-Supporter mehr als glücklich stimmte, da die eher über das Körperliche kommenden Gastgeber nun das Spiel machen müssten, wenn sie sich von diesem frühen Doppelschlag erholen wollen. Und zunächst lief das Spiel auch weiterhin nur in eine Richtung. Im Zuge dessen hätten die Rot-Weißen das Ergebnis erhöhen können, doch Leonard Brodersen (18.) und Deniz Bindemann (28.) ließen die besten Möglichkeiten liegen. Rund 20 Minuten nach dem zweiten Treffer meldeten sich dann auch die Hausherren in der Offensive an – ein Wendepunkt, wie sich hinterher herausstellen sollte. Mai (29.) kam nach einer Flanke von der rechten Seite frei zum Kopfball und schaffte es trotz einer Menge Platz, den noch am Pfosten vorbeizusetzen. Dennoch verlor die Zwote nun unnötigerweise den Faden und ließ die Wiedenbrücker zunehmend gewähren. Nach einer Doppelchance für Lakämper und Tuma (30.), gelang dem SCW noch vor der Pause durch Mai (33.) der Anschlusstreffer. Bis zum Halbzeitpfiff passierte wenig in beiden Strafräumen, sodass die Zwote die knappe Führung mit in die Pause nahm.
Die zweite Halbzeit startete mit einer Abfolge von Ereignissen, die negativer nicht hätte sein können. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff verlor Noah Förster durch einen technischen Fehler als letzter Mann den Ball und brachte seinen Gegenspieler zu Fall. Es gab also die Rote Karte und einen Freistoß, dessen zweiten Ball Aracic (47.) aus 16 Metern zum 2:2 im Tor versenkte. Naturgemäß wurde das Spiel nun zu einer reinen Abwehrschlacht, bei der die Zwote um jeden Preis einen Punkt mit nach Flingern nehmen wollte. Die sollte ihr aber nicht gelingen. Letztlich wurde der Druck der Gastgeber doch so groß, dass sie sogar noch ordentlich unter die Räder kam. Mit dem 3:2 durch Tuma (72.) waren die letzten Offensivbemühungen der Rot-Weißen gebrochen, während der SCW auf weitere Tore drängte. Diese kamen dann auch zustande durch den Doppelpack von Tuma (80.) zum 4:2 und den Schlusspunkt durch Obolkin (90.) zum 5:2-Endstand. Ein unglaublich bitterer und vermeidbarer Spielverlauf für die Zwote nach einer tollen Anfangsphase. Seit nunmehr 5 sieglosen Spielen, aus denen nur ein einziger Punkt heraussprang, wird das Team, das während des grandiosen Saisonstarts gezeigt hat, was in ihm steckt, nach einem weiteren Sieg lechzen. Die nächste Chance gibt es im folgenden Heimspiel gegen die zweite Mannschaft des SC Paderborn. (PL)
Spiele der Teams
Aufstellung:
SC Wiedenbrück
HölscherAracicKroll (65. Stabenau)Sanches RuizUdelhovenErcanFriesen (52. Touratzidis)Lakämper (65. Obolkin)Mai (89. Schütte)Tuma (89. Cramer)Wernet
Gelbe Karten
Tuma, Aracic, KrollFortuna Düsseldorf U23
PawelczykBrodersenE. Egouli (64. N. Egouli)FörsterMirgartzAffo (46. Yang)Len (87. Zentler)VuGarlippQuiala Tito (52. Nikolaou)Bindemann (87. Tönnies)
Gelbe Karten
Len, Nikolaou
Rote Karten
Förster (46./Notbremse)Stadion:
Jahnstadion
Zuschauer
387
Schiedsrichter
Florian Visse