Die sich ein wenig entspannende Personallage bei der Zwoten gab den in ordentlicher Zahl mitgereisten Fans in Wuppertal wohl die größte Hoffnung auf Punkte. So konnte Chefcoach Jens Langeneke erstmals nach längeren Verletzungspausen Kapitän David Savic und Routinier Danny Latza von Anfang an auf der Doppel-Sechs aufstellen. Auch gab es einen Wechsel auf der Torwartposition: Eigengewächs Milan Czako hütete erstmals in einem Pflichtspiel im Seniorenbereich das Tor. Es war regelrecht tragisch, dass seine erste Ballberührung den Flingeranern einen frühen Rückstand einbrachte. So missglückte ihm die Annahme eines Rückpasses, wodurch Wuppertals Fehr (1.) ins leere Tor treffen konnte. Trotz der aktuellen Lage war es bemerkenswert, dass die Fortunen diesen Horror-Start nicht allzu sehr zurückwarf; auch nicht Czako persönlich, denn er zeigte im Rest des Spiels eine fehlerfreie Leistung. Die Zwote arbeitete also schnell am Ausgleich, auch wenn es ihr zunächst erneut schwerfiel, Torchancen zu kreieren. Karim Affo (8.) verzeichnete den ersten Versuch, doch sein Schlenzer kurz vor dem Strafraum verfehlte sein Ziel. Die Rot-Weißen schnürten die eng verteidigenden Wuppertaler nun hinten ein, weitere Abschlüsse blieben aus. Nach gut 20 Minuten war das Spiel kurz davor, in die andere Richtung zu kippen. Müller (23.) hätte für den WSV erhöhen können, traf aus vielversprechender Position im Strafraum aber nicht. Bevor die Gastgeber die Kontrolle vollständig übernehmen konnten, gab es einen eiskalten Konter der Flingeraner. Latza erkannte den riesigen Raum auf der rechten Seite und setzte Deniz Bindemann (27.) mit einem fantastischen tiefen Pass in Szene, der Angreifer netzte trocken zum Ausgleich ein. Mit diesem Treffer entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die beste Chance für eine erneute Führung der Wuppertaler hatte erneut Müller (44.), der nach einem perfekten Konter zu lange zur Ballverarbeitung brauchte, sodass die Zwote den Rückstand mit beherztem Einsatz verhindern konnte. Auf der anderen Seite hätte Hamza Anhari (43.) per Kopf bereits das Spiel drehen können. Der Kreativspieler, der der Mannschaft erneut so gut tat, setzte den Ball aber knapp übers Tor. In der Nachspielzeit nahm Anhari einen herausgeköpften Ball direkt ab und versenkte ihn in „Tor des Monats“-Manier in der langen Ecke. Das 2:1, das eigentlich in vielen Jahresrückblicken zu sehen sein sollte, stellte zugleich auch den Halbzeitstand dar.

In der zweiten Halbzeit zog die Zwote das Spiel, nach einer ganz kurzen Drangphase der Hausherren, endgültig auf ihre Seite und zeigte eine durchweg überzeugende Leistung. So erzwang sie zwei klare Strafstöße nach Fouls an Anhari und dem eingewechselten Lennart Garlipp. Bindemann (63., 76.), der bereits zwei Mal in dieser Saison vom Elfmeterpunkt erfolgreich war, erzielte so mit zwei sicheren Schüssen die Treffer zum 3:1 und 4:1. Doch wer die Zwote kennt, weiß, dass in dieser Saison alles möglich ist. So ging das Strafstoß-Festival weiter, als der WSV ebenfalls die Chance vom Punkt zugesprochen bekam. Dervisevic (79.) verkürzte so auf 2:4 und die Erinnerungen an die jüngst verspielten Vorsprünge wurden hellwach. Die Wuppertaler dezimierten ihre Chancen auf ein Comeback jedoch deutlich, da Duncan (85.) nach einem brutalen Foul an Savic die Rote Karte sah. Nach fünf langen Minuten Nachspielzeit fielen dann ganze Felsbrocken von den Herzen derer, die es mit der Zwoten halten, da es tatsächlich seit Mitte September den ersten Sieg zu bejubeln gab. So verschaffen sich die Fortunen endlich wieder etwas Luft im Tabellenkeller und tanken eine Menge Selbstvertrauen mit einem verdienten Auswärtssieg für das letzte Spiel der Hinrunde, das im Paul-Janes-Stadion gegen die Regionalliga-Rückkehrer des VfL Bochum II steigt. (PL)