19.06.2017 | Verein

Kranzniederlegung an der „schwarzen Wand“

Reisetagebuch aus Polen – Teil 4

Am vorletzten Tag ihrer Studienfahrt fuhr die Fortuna-Gruppe abermals nach Auschwitz I, das erste und so genannte Stammlager. Auf dem etwa 20 Hektar großen ehemaligen Kasernen-Gelände stand die Besichtigung ausgewählter Gebäude im Mittelpunkt. An der „Schwarzen Wand“, vor der mehr als 5.000 Menschen exekutiert wurden, legten die Fortunen einen Kranz nieder.

Auschwitz als Synonym für den industrialisierten Massenmord und angestrebten Genozid der Juden hat seinen Charakter als Ort des Schreckens auch nach mehr als 72 Jahren seiner Befreiung nicht verloren. Das im ehemaligen „SS-Interessensgebiet des Konzentrationslagers“ als Mahnmal der Erinnerung angelegte Museum in Auschwitz I weiß mit seiner Authentizität, mit Fotos, mit den baulichen, aber auch dinglichen Zeugnissen nachhaltig zu beeindrucken, wenn nicht sogar zu verstören.

An kaum einem anderen Ort dürfte so drastisch dokumentiert sein, wie krank und perfide die nationalsozialistische Ideologie aus Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassenwahn, übersteigertem Nationalismus und Chauvinismus war. Die Herabwürdigung, insbesondere der Juden, Sinti und Roma und slawischen Völker, jagt bei jedem halbwegs mit Vernunft gesegneten Menschen einen Schauer nach dem anderen über den Rücken.

Zu sehen - und in gewisser Weise nachzuempfinden - sind in dem Lager die Methoden der Entmenschlichung der Opfer: Die Unterbringung von Häftlingen in viel zu beengten Verhältnissen. Die von reiner Willkür bestimmten Sanktionen, die alltägliche Folter - beispielsweise durch Arrestierung in Stehbunkern. Der Appellplatz, bei dem die Gefangenen bei Wind und Wetter durchgezählt wurden - eine Prozedur, die sich oftmals über Stunden hinzog. Die medizinischen Experimente, die absehbar mit größten Qualen für die Probanden verbunden waren. Die Sammelgalgen. Die ersten Vergasungen mit Zyklon B.

Alle Facetten des Grauens aufzuführen, sprengt den Rahmen eines solchen Berichts. Er dürfte aber in Ansätzen die vollkommene Hoffnungslosigkeit für die Menschen, die damals an diesem Ort waren, verspüren lassen. Umso intensiver erlebten die Teilnehmer der Fortuna-Gruppe insbesondere diesen Tag, verdichtete er doch die zuvor bekannten Fakten und das Erlebte auf intensive Weise.

Unter diesem Eindruck ging die Gruppe auch zur so genannten „Schwarzen Wand“. Hier waren über die Jahre 5.000 Menschen exekutiert worden. In stillem Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus und auch an den ehemaligen Fortunen Dr. Waldemar Spier legte man einen Kranz nieder und beging einen längeren Moment des Innehaltens.

Der letzte offizielle Programmpunkt der Studienreise vermochte am Samstagabend einen angemessenen Kontrapunkt zu dem zuvor Erlebten setzen. Es ging zum „Klezmer-Hois“ im alten jüdischen Viertel Kazimierz nahe der Remuh-Synagoge. Dort wurde das Abendessen begleitet durch - wie der Name des Hauses erwarten ließ - Klezmer, live dargebotene jüdische Volksmusik, die seit den 1970-er Jahren ihre Wiederbelebung erfährt.

Am frühen Morgen des Sonntags trat die Gruppe den Rückweg nach Düsseldorf an, wo sie gegen Mitternacht zurückerwartet wird. Die lange Rückfahrt wird Gelegenheit geben, über die vergangenen Tage in Krakau und Auschwitz weiter zu reflektieren. Schon in vielen Gesprächen untereinander wurde in den vergangenen Tagen klar: Die individuelle Ver- und Aufarbeitung wird einige Tage, Wochen und bei manchen sogar Monate andauern. Auschwitz ist für sie kein abstraktes Synonym für die Gräueltaten der Nazis, sondern wird eine noch intensivere Mahnung sein, dass sich solch eine Katastrophe nie mehr wiederholen darf.

Ein besonderer Dank der Teilnehmer, des Fanprojekts und der Fortuna gilt Hartmut Ziesing für die hervorragende Organisation der Reise, den Busfahrern und den Guides, allen voran Theresa.

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