04.06.2011 | Verein

Die Neuen der Liga, Teil 2: Der FC St. Pauli von 1910

Das Bundesliga-Gastspiel dauerte nur ein Jahr

Vor zwölf Monaten stand der Hamburger Kiez Kopf. Zum fünften Mal hatte der FC St. Pauli als Tabellenzweiter der Saison 2009/10 den Sprung in die Fußball-Bundesliga geschafft. Da kam das 100-jährige Vereinsjubiläum genau zur rechten Zeit! Nach einem Jahr hatte das Märchen rund um die Reeperbahn ein nicht ganz unerwartetes Ende - jedoch ein schmerzliches. Zwar wurde das Team des scheidenden Trainers Holger Stanislawski (er wechselt zur TSG Hoffenheim) im letzten Heimspiel am 33. Spieltag frenetisch verabschiedet, aber Wehmut war bei allen Beteiligten ebenso dabei. Dazu kam die 1:8-Schlappe gegen den FC Bayern München und der damit endgültig besiegelte Abstieg. Es war die höchste Niederlage in der Bundesligageschichte des Vereins. Zuvor hatten die Hamburger bereits einmal mit 0:7 verloren - und zwar auswärts am 12. Mai 1990 bei Fortuna Düsseldorf...

Es ist bis heute einer der spektakulärsten und zugleich der höchste Bundesligasiege der Fortuna. Am 34. Spieltag der Saison 1989/90 waren beide Vereine bereits gerettet, so dass sich vor den gerade einmal 13.500 Besuchern im Rheinstadion an jenem 12. Mai 1990 ein scheinbar ganz normales Bundesligaspiel entwickelte. Zur Pause lagen die Düsseldorfer durch einen Treffer von Thomas Allofs mit 1:0 in Führung. Das war noch nichts ungewöhnliches, allerdings sollte noch eine zweite Hälfte folgen... Und im zweiten Durchgang brachen bei den Hamburgern alle Dämme. Nochmals Allofs sowie zweimal Bernd Klotz, Anthony Baffoe, Dirk Krümpelmann und Martin Spanring schraubten das Endergebnis für die Mannschaft von Trainer Aleksandar Ristic auf ein atemberaubendes 7:0! Die Fortuna belegte nach diesem Kantersieg als Aufsteiger einen beachtlichen 9. Platz - St. Pauli landete auf Rang 13.

 

Duelle auf höchstem Niveau

Darüber hinaus gab es noch einige weitere Vergleiche in der höchsten deutschen Spielklasse zwischen beiden Vereinen. Insgesamt lautet die Bilanz aus Düsseldorfer Sicht nach zehn Duellen: 5 - 1 - 4 bei 19:11 Toren. Diese Ausgeglichenheit hatten beide Vereine ihrer Heimstärke zu verdanken. Den einzigen Auswärtssieg landeten die Rot-Weißen am Millerntor und brachte das Team des damaligen Trainers Josef "Pepi" Hickersbeger  in der Saison1990/91 kurzzeitig in die Nähe der Europapokalplätze. Am 20. April 1990 feierten die Flingeraner vor gut 16.000 Zuschauern in der Hansestadt einen 3:2-Erfolg (Tore durch Antoine Hey, Anthony Baffoe und Thomas Allofs). Doch einige Heimniederlagen später konnte der 8. Platz nach diesem 27. Spieltag nicht gehalten werden. Am Saisonende kam die Fortuna auf Rang 12 ins Ziel. St. Pauli stieg als Tabellen16. in die 2. Bundesliga ab.

 

Nach dem Aufstiegswunder folgte ein Jahr mit Höhen und Tiefen

Es gibt sicherlich mehrere Gründe dafür, dass das letzte Bundesliga-Gastspiel der Hamburger nur eine Saison andauerte. Einerseits war es sicherlich die schlechteste Heimbilanz aller Erstligisten (15 Punkte), was gerade aus der Sicht eines Aufsteigers ein enormes Handycap darstellt. Aber auch die Tatsache, dass in der Rückrunde nur noch 12 Zähler für das Team von Coach Holger Stanislawski heraussprangen (nur Mitabsteiger Eintracht Frankfurt war bekanntlich mit der Ausbeute von 8 Punkten noch schwächer), offenbart letztlich die fehlende sportliche Reife für die Bundesliga. Dazu kamen die Diskussionen um den Trainer selbst, sein angekündigter Abgang nach Hoffenheim schon einige Wochen vor dem Saisonende, als die Mannschaft noch mitten im Abstiegskampf und die Hoffnung auf den Klassenerhalt durchaus noch vorhanden war. Dabei war der FC St. Pauli mit einem 3:1-Auswärtssieg beim SC Freiburg optimal in die Saison gestartet. Nach dem 8. Spieltag lag der Neuling auf einem beachtlichen sechsten Platz - nach der Hinrunde allerdings schon auf dem bedrohlichen 15. Rang. Der Höhepunkt der Rückrunde war dann am 21. Spieltag der 1:0-Erfolg im Derby beim Hamburger SV. Doch dies war am Ende zu wenig.

Zu allem Überfluss erhielt das bundesweit hohe Ansehen des sympathischen Vereins einen empfindlichen Knacks, als am 1. April im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 ein Chaot sich einen ganz schlechten Aprilscherz ausgedacht hatte und einen Bierbecher auf den Schiedsrichter-Assistenten warf. Für das erste Zweitliga-Heimspiel der neuen Spielzeit sind die Hamburger nach einem Urteil des DFB-Sportgerichts mit einem "Teilausschluss der Öffentlichkeit" bestraft worden und dürfen nur 15.000 Tickets verkaufen. Dennoch war das einjährige Intermezzo der "Kiezkicker" und ihrer Fans alles in allem ein erfrischendes und belebendes Element für die Bundesliga.

 

Zurück in die Vergangenheit

In der 2. Bundesliga gab es zwischen der Fortuna und dem FC St. Pauli zwölf Begegnungen. Hier weist die Statistik einen eindeutigen Vorteil zugunsten der St. Paulianer aus: 2 - 3 - 7 und 12:22 Tore. Vor allem in Hamburg gab es für die Fortuna über Jahre hinweg schlichtweg nix zu holen. In der Spielzeit 1988/99 war sogar bereits am 32. Spieltag nach einer ohnehin besonders schmerzlichen 0:5-Klatsche der noch viel schmerzhaftere Düsseldorfer Abstieg in die Regionalliga besiegelt.

In einem Pflichtspiel standen sich beide Vereine zuletzt in der Aufstiegssaison der Hamburger 2009/10 gegenüber. Im Hinspiel unterlag das Team von Chefcoach Norbert Meier mit 1:2 (Tor: Jens Langeneke). Im Rückspiel wendete sich das Blatt. Durch einen Treffer von Sebastian Heidinger gewann die Fortuna vor 47.200 (!) Zuschauern in der ESPRIT arena mit 1:0.

Vor einem halben Jahr erst trafen beide Clubs in der ESPRIT arena beim Stadtwerke Düsseldorf Wintercup letztmals aufeinander. Nach 45 Spielminuten hieß es 0:0, so dass am Ende ein Elfmeterschiessen die Entscheidung bringen musste. Kapitän Andreas "Lumpi" Lambertz musste nach der knappen 4:5-Niederlage dem Hamburger Gerald Asamoah (s. Bild) gratulieren.

Auch in der Drittklassigkeit (Regionalliga Nord) gab es schon einige Begegnungen, sechs an der Zahl, zwischen beiden Clubs. Doch dieses Kapitel soll weder an der Elbe noch am Rhein wieder aufgeschlagen und daher näher beleuchtet werden...

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