Große Schritte auf der Zielgeraden
Die gravierenden Entwicklungen in der Regionalliga abseits des Rasens rissen auch in dieser Woche nicht ab. Nach den Einstellungen der Spielbetriebe von Türkspor Dortmund und des KFC Uerdingen machte nur Stunden vor dem Auswärtsspiel der Zwoten bei Fortuna Köln die nächste Nachricht die Runde. Der 1. FC Düren zog seinen Lizenzantrag für die kommende Saison 2025/26 zurück, womit die drei sicheren Abstiegsplätze allesamt am grünen Tisch verteilt wurden.
Erstmals seit mehreren Wochen konnte Zwote-Chefcoach Jens Langeneke auch auf die Spieler zurückgreifen, die zuletzt dem Spieltagskader der Zweitligamannschaft angehörten. So standen Kapitän Jan Boller, Hamza Anhari und Deniz Bindemann wieder in der ersten Elf, während Tom Barth auf der Bank Platz nahm, Siwoo Yang bei der U19 mitwirkte und Kevin Brechmann angeschlagen nicht zur Verfügung stand. Die Gastgeber aus der Kölner Südstadt plagten derweil große Personalsorgen, sodass die Favoritenrolle ihnen an diesem Tag vielleicht nicht so sehr zustand, wie es der Saisonverlauf nahelegen würde. So entwickelte sich, in einer Situation, in der beide Teams wenig bis keinen sportlichen Druck mehr verspürten, ein munteres Regionalliga-Spiel, in dem beide Seiten keinen Vorsichtsfußball spielen wollten. Mangelnde Präzision in den jeweils letzten Dritteln sorgten aber dafür, dass erst nur Standards Gefahr brachten. Den ersten gefährlichen Abschluss aus dem Spiel heraus verzeichneten die Gastgeber durch Vieting (13.), den der gewohnt fehlerfreie Zwote-Keeper Ben Zich parierte. In der Mitte der ersten Hälfte kam die Zwote immer besser in ihren Rhythmus. Die erste bessere Annäherung verzeichnete der etatmäßige Innenverteidiger Leonard Brodersen (18.), der erstmals auf der Position des rechten Verteidigers spielte und sich sehr schnell in dieser Rolle einfand, mit einem Kopfball nach einer Ecke. Noch gefährlicher wurde es, als der spielfreudige Anhari Lennard Wagemann (27.) mit einem Pass in die Tiefe in Szene setzte; aus recht spitzem Winkel scheiterte der Linksverteidiger aber am Kölner Schlussmann Winkler. Fortan kamen die Flingeraner dem Treffer immer näher, während sich die Gastgeber nur noch selten in der Offensive zeigten. Mechak Quiala Tito (32.) kam nach einem Freistoß nur einen Schritt zu spät, Anhari (34.) zog zu zentral ab. Nach einer Flanke von Wagemann kam auch Stürmer Bindemann (39.) zu seinem ersten Abschluss, den er zwar übers Tor setzte, dann aber keine 60 Sekunden brauchte, um es besser zu machen. Nach einem Traumpass von Danny Latza, der perfekt in Bindemanns (40.) Lauf landete, machte dieser noch ein paar Schritte, bevor er zum Halbzeitstand von 1:0 trocken aus 14 Metern in die rechte Ecke schoss.
Die zweite Hälfte fuhr in puncto Entertainment für den neutralen Zuschauer um einige Gänge zurück. Einzig eine Doppelchance (59.) von Breitfelder und Vieting für die Gastgeber war in den 30 Minuten nach Wiederanpfiff zu verzeichnen. Die Schlussviertelstunde wurde jedoch spektakulär. Zunächst kamen die Kölner in einer verrückten Szene zu gleich zwei Lattentreffern (79.) nur Sekunden hintereinander. Beim zweiten dieser Schüsse sprang der Ball vom Querbalken in Wembley-Manier auf den Boden und dann zurück ins Feld, aber das Schiedsrichterteam um Jan-Philipp Schöneseiffen entschied korrekterweise auf Weiterspielen. Kurz später verzeichnete die Zwote ebenfalls einen „Beinahe-Treffer“. Zunächst kam Elias Egouli (83.) nach einem Freistoß zum Kopfball, der den Pfosten traf; danach bugsierten die Kölner Abwehrspieler den freien Ball fast ins eigene Tor, aber sie konnten die Situation auch kurz vor der Linie bereinigen. Von hier an blieb es ein wilder Schlagabtausch. Die beste Chance für die Domstädter verzeichnete der Rechtsverteidiger Ernst (88.), der nach einer chaotischen Szene im Strafraum deutlich zu hoch zielte. Den Schlusspunkt der Partie setzten die in Lila spielenden Rot-Weißen. Der eingewechselte Ronay Arabaci (90.+) wurde mit einem langen Abschlag von Keeper Zich angespielt und fand sich in einem Zweikampf mit Zichs Pendant Winkler wieder, der nach einem Standard noch nicht in sein Tor zurückgekehrt war. Arabaci drehte sich geschickt um ihn herum und erzielte aus hoher Distanz das 2:0 ins verlassene Kölner Tor. Dieser 2:0-Sieg bringt die Zwote zwar immer noch nicht ins rechnerische Saisonziel, es bräuchte für den Worst Case aber eine unfassbare Kette an Ereignissen: Während doch noch ein West-Team aus der 3. Liga absteigt, müssten die Flingeraner in drei Wochen acht Punkte Vorsprung auf Platz 15 verspielen. Unter diesen Voraussetzungen kann das Team die letzten Meter auf der Zielgeraden nach einer intensiven Saison wohl viel mehr genießen als es vor einigen Wochen noch zu befürchten war. (PL)
Spiele der Teams
Aufstellung:
SC Fortuna Köln
WinklerErnstEzeSarpei (46. Mika)BudimbuMatterVieting (86. Westerhoff)BauensWiese (65. Orth)AfamefunaBreitfelder
Fortuna Düsseldorf U23
ZichBrodersen (71. Barth)BollerEgouliWagemannLatza (81. Pöstges)SavicMajeticAnhari (71. Arabaci)Quiala Tito (81. Garlipp)Bindemann (90. Förster)
Stadion:
Südstadion
Zuschauer
2349
Schiedsrichter
Jan-Philipp Schöneseiffen