15.07.2021 | Verein

Dieter Herzog wird 75

Der Junge aus dem Ruhrgebiet, der Weltmeister wurde

Dieter Herzog – ein Name, der nicht nur etwas älteren Semestern unter den Fortuna-Fans bis heute ein anerkennendes Kopfnicken entlockt. Sechs Jahre lang trug das Kind des Ruhrgebiets das Trikot der Fortuna – und es waren wichtige Jahre, in denen er großen Anteil an den Erfolgen des Vereins hatte. Doch einer der Höhepunkte war sicherlich der Weltmeistertitel 1974. Heute feiert Herzog seinen 75. Geburtstag und Fortuna gratuliert recht herzlich.

390 Mal zog Herzog das Trikot der Flingeraner an, davon in 253 Pflichtspielen – zunächst in der Regionalliga West, dann in der Aufstiegsrunde, überwiegend in der Bundesliga, im DFB-Pokal, UEFA-Cup, Intertoto-Runde, Ligapokal und Westdeutschem Pokal, in denen er 81 Tore erzielte. Dass gleich in seiner ersten Saison bei Fortuna 1970/1971 der Aufstieg gelang, war bei 13 Treffern auch sein Verdienst. Da die Erfolge der Fortuna in den darauffolgenden Jahren auch eng mit ihm verknüpft waren, brachten ihm die Berufung in die Deutsche Nationalmannschaft ein, mit der er 1974 Fußball-Weltmeister wurde – der zweite Fußballer der Rot-Weißen nach Toni Turek.

Die Begeisterung für Fußball ist bei Dieter Herzog familienbedingt. Denn nicht nur seine drei älteren Brüder waren vernarrt ins Spiel mit dem Leder, sondern auch sein Vater, der ihn regelmäßig auf seinem Fahrrad zum Spiel fuhr. So kam es auch, dass der Stürmer zur seiner Kommunion die ersten Fußballschuhe bekam, die er, wie er sich erinnerte, „wie mein Heiligtum behandelt habe.“ Seine Ballkünste erlernte Herzog ab dem achten Lebensjahr bei Sterkrade 06/07 in seinem Heimatort Oberhausen. Schon früh wurde er Mitglied der Niederrheinauswahl.

Seinen ersten Vertrag unterschrieb der Rechtsaußen beim VfB Bottrop, um in der Regionalliga West – damals die zweite Liga – zu kicken. Im Sommer 1967 wechselte der wendige Spieler für drei Jahre zu den Sportfreunden Hamborn 07. Obwohl ihm eher die Aufgabe zugefallen wäre, über die Flügel Tore vorzubereiten, hatte er schon in seiner ersten Saison bei den Hambornern ein Drittel aller Tore selbst erzielt. Spätestens jetzt wurden auch Bundesligavereine auf ihn aufmerksam. Aber auch die zu dem Zeitpunkt noch zweitklassige Fortuna aus Düsseldorf warb um ihm und sollte Erfolg haben. Dieter Herzog kam im Juni 1970 in die Landeshauptstadt. Für den gelernten Verwaltungskaufmann waren die Nähe zu seinem angestammten Wohnsitz in Oberhausen und der ausgesprochen gute Ruf der Fortunen entscheidend. „Ich bin sehr froh, dass ich das Angebot damals angenommen habe. Ich hatte zwar auch bessere Offerten, doch im Nachhinein kann ich sagen: Bei Fortuna passte alles“, sagte er auch Jahrzehnte später.

Zur Reputation beitragen – das sollte auch der neue Mann auf dem Trainerstuhl am Flinger Broich, denn Heinz Lucas hatte für die kommenden Jahre das Sagen und den Beginn für eine neue sportliche Ära eingeläutet. Waren nach dem Abstieg 1967 alle Versuche in die Bundesliga zurückzukehren misslungen, vermochte dem Lucas-Team auf Anhieb der Sprung nach oben. Herzog bildete dabei mit Rainer Geye eine herausragende Flügelzange – und beide hatten zudem enorme Vollstreckerqualitäten.

Aufgrund seines Spielstils wurde Dieter Herzog oft mit Meisterschaftsspieler Stanislaus „Tau“ Kobierski verglichen. Beide waren mit technischen Stärken und einem guten Blick für das Spiel gesegnet. Und so wie sie als Vorbereiter stark auftraten, so waren sie immer auch auf der Lauer, den Abschluss zum Torerfolg zu suchen. Herzog gelangen allein in der Bundesliga 40 Treffer bei Fortuna.

Bei der WM im „Wohnzimmer“ - und in München der Titelgewinn
Seine Qualitäten blieben auch Helmut Schön nicht verborgen. Nach Spielen in der damals noch existierenden B-Nationalmannschaft und für die U 23 nominierte der Bundestrainer ihn für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 im eigenen Land. Doch Herzog blieb bescheiden: „Diese Berufung habe ich der gesamten Mannschaft von Fortuna zu verdanken. Ohne meine Jungs wäre ich nie so weit gekommen“, gab er im Nachhinein zu Protokoll. Seine WM-Debüt gab Herzog am 26. Juni im ersten Spiel der zweiten Finalrunde gegen Jugoslawien. Die Partie fand in vertrauter Umgebung statt, in Herzogs „Wohnzimmer“, dem Düsseldorfer Rheinstadion, vor einer Kulisse von über 67.000 begeisterten Zuschauern.

Dabei war die Atmosphäre angespannt, denn nach einer unangenehmen 0:1-Niederlage im letzten Vorrundenspiel gegen die DDR war Schön gezwungen, seine Mannschaft personell umzustellen. Dieter Herzog profitierte davon und kam für Jürgen Grabowski von Eintracht Frankfurt in die Startelf. Nach einem hart umkämpften 2:0-Sieg – Enver Marić stand dabei im Tor der Balkan-Elf, der spätere Trainer von Georg Koch – war der Düsseldorfer Profi mit der Nummer 18 auch in der darauffolgenden Begegnung in der Startelf, die vier Tage später an gleicher Stelle antrat. Abermals war die Stockumer „Schüssel“ ausverkauft und mit einem 4:2-Erfolg über Schweden war man dem Finale ein großes Stück nähergekommen. Am Ende wurde er Weltmeister, mit seinen zwei Einsätzen aber eher „zweiter Klasse“, wie er selbst sagte: „So muss man es wohl sehen. Aber die Kameradschaft war super!“ Mit seinem fünften Auftritt am 4. September 1974 beim 2:1-Sieg in der Schweiz endete seine internationale Karriere in der DFB-Elf.

Auf internationalem Parkett, ein Rekord und ein Hattrick
Dieter Herzog befand sich auf einer Erfolgswelle, wie sie nur wenigen Spielern vor und nach ihm vergönnt war. Denn bei Fortuna waren die höchst erfolgreichen Bundesliga-Jahre 1973 und 1974 zu verzeichnen, in denen die Landeshauptstädter zweimal in Folge Dritter in der Abschlusstabelle wurden. Somit rief Europa und im UEFA-Cup (seit 1999 zusammengelegt mit Europapokal der Pokalsieger zur Europa-League) folgten erste Auftritte.

Zugleich stellte Herzog den Rekord auf, mit dem er von August 1970 bis November 1974 exakt 158 Punktspiele in Folge bestritt. Erst einige Jahre später sollte Wolfgang Seel diese Marke noch übertreffen. Eine echte Sternstunde erlebten „nur“ 32.000 Zuschauer: Am 7. Juni 1975 im Rheinstadion, dem vorletzten Spieltag der Saison, als die Münchner Bayern zu Gast waren, die – auch solche Zeiten hat es einmal gegeben – im bedeutungslosen Mittelfeld dümpelten. Fortuna aber hatte als Tabellenachter noch eine kleine Chance, abermals den UEFA-Cup-Wettbewerb zu erreichen. In der ersten halben Stunde war nichts Zählbares zu vermelden, doch in den darauffolgenden 43 Nettominuten gab es einen offenen Schlagabtausch, der mit der Führung der Süddeutschen durch Schwarzenbeck seinen Auftakt fand. In der Abfolge 1:1 (35., Seel), 1:2 (38., Gerd Müller), 1:3 (40., Müller ), 2:3 (41., Kriegler) und 2:4 (42., Müller) war das halbe Dutzend voll und es ging in die Pause. Doch auch nach dem Seitenwechsel suchten beide Teams ihr Heil durch die Abteilung Attacke. Nach wenigen Minuten ging das fröhliche Toreschießen weiter, mit der Stadionsprecher Dieter Bierbaum einen seiner arbeitsreichsten Tage erlebt haben dürfte, galt es doch, noch die Abfolge zum 3:4 (56., Geye), 4:4 (59., Baltes), 5:4 (63., Brei) und 5:5 (69., Torstensson) zu verkünden. Als in der 72. Spielminute dann auch noch Dieter Herzog traf, dachte wohl kaum einer mehr, dass nun das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte. Doch das Spiel ebbte ab, beide Mannschaften schienen an diesem sehr warmen Tag all ihre Ressourcen verausgabt zu haben, sodass am Ende ein historischer Sieg stand und Herzog das Goldene Tor erzielt hatte.

Im Frühjahr 1976 sollte Herzog einen neuen Vertrag zu deutlich reduzierten Bezügen unterschreiben. Das ließ den 30-Jährigen für 200.000 DM zu Bayer 04 Leverkusen in die Regionalliga abwandern. Ein Abschiedsgeschenk im rot-weißen Trikot gab es aber noch zuvor. Als Fortuna am 5. Juni 1976 gegen den 1. FC Kaiserslautern antrat, hatten sich die Vorzeichen an diesem 33. Spieltag im Vergleich mit dem Vorjahr diametral verändert und ein Abstieg war noch möglich. Doch Herzog trug in seinem letzten Bundesliga-Spiel für die Flingeraner mit einem Dreierpack in der Schlussviertelstunde maßgeblich zum 5:1-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern bei, womit der Klassenerhalt vorzeitig gesichert war.

In Leverkusen erlebte Herzog einen zweiten sportlichen Frühling, wurde sowohl Kapitän als auch rechte Hand des Trainers. 1979 gelang dem Team sogar der lang ersehnte Aufstieg in die Bundesliga und auch die Leverkusener konnten, wie seinerzeit Fortuna, die Liga halten. Sieben Mal traf Dieter Herzog anschließend mit Bayer 04 noch auf seinen alten Verein. Einen Treffer landete er dabei nicht, was ihm viele seiner Fans in Düsseldorf hoch anrechneten.

Sein letztes Bundesligaspiel absolvierte er am 21. Mai 1983 im Alter von 36 Jahren. Die „Werkself“ musste bei Fortuna Düsseldorf antreten und die Partie endete für ihn und sein Team mit einer 0:4-Niederlage. Herzog war allerdings erst in der 77. Minute ins Spiel gekommen. Vielleicht war es besser so, auch für seine bis heute tadellose Reputation.

Fortuna wünscht Dieter Herzog alles Gute, viel Glück und viel Gesundheit auch für die kommenden Jahre. Auch zukünftig wird er immer ein gern gesehener Gast sein – in der Arena oder auch im Paul-Janes-Stadion.

bundesliga.de

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