15.07.2007 | 1. Mannschaft

Von Fuchs und Fußball: "Beyaz Tilki" ist zurück

Karl-Heinz "Kalli" Feldkamp und Galatasaray SK Istanbul (Teil 1)

Fortuna Düsseldorf gegen Galatasaray SK - das Highlight der Saisonvorbereitung für den Regionalligisten, der erstmals auf den türkischen Spitzenclub trifft. Wenn am Mittwoch kommender Woche die Mannschaft des deutschen Coachs Karl-Heinz Feldkamp ab 20 Uhr im Paul Janes-Stadion gegen die Rot-Weißen antritt, wird eine große Kulisse in Flingern erwartet. Die einen sind gespannt auf den ersten offiziellen Heimauftritt der neu formierten Mannschaft von Chefcoach Uwe Weidemann, während insbesondere die türkischen Fans mit nicht minder großer Neugier die Gelegenheit nutzen wollen, ihre Idole einmal live auf deutschem Boden zu erleben. "Fortuna Aktuell" berichtet in einer zweiteiligen Serie über den neuen Trainer und den Club, der in der Türkei Kultstatus genießt.

Herausragende Leitfigur ist, nicht nur wegen seiner Position als Cheftrainer, Karl-Heinz "Kalli" Feldkamp. Acht Jahre Pause hatte er gemacht, hatte gesagt, dass er aus gesundheitlichen Gründen aufhören wolle und sich mehr auf andere Dinge konzentrieren wolle. Aber wie soll einer, der seit Anfang der 50er Jahre aktiv am Fußballgeschehen teilgenommen, es bisweilen entscheidend mitgeprägt hatte, plötzlich einen neuen Lebensmittelpunkt finden?! Und so ist er zurück auf der Bühne, der "Beyaz Tilki", "der graue Fuchs" wie sie Karl-Heinz Feldkamp in der Türkei respektvoll nennen. Seit einigen Wochen, seit dem Rücktritt von Eric Gerets,  ist er in Istanbul als Cheftrainer, auch wenn er zuvor eigentlich als Technischer Berater gehandelt worden war. Eingewilligt hatte er erst nach den Absagen anderer Kandidaten wie Falko Götz. So weilt er nun mit seinem neuen Team im Trainingslager in Deutschland unweit der Landeshauptstadt. Womit er gleichzeitig zurückgekehrt ist in seine Heimat, dem Ruhrgebiet. Wir treffen ihn in Duisburg, fast an seiner Geburtsstätte, denn er kommt aus Oberhausen, wo er bei den Rot-Weißen und ausschließlich dort, von 1952 bis 1967 insgesamt 316-mal in Verteidigung oder Mittelfeld agiert hatte. Um von 1967 bis 1969 die ersten Gehversuche auf der "anderen Seite" zu wagen - als Co-Trainer und sich mit den "Kleeblättern" den ersten großen Traum erfüllte, nämlich in die Bundesliga aufzusteigen. Ein rauer Typ, der wegen seiner harten Gangart auf dem Platz stets gefürchtet war. Einer, der noch gegen Größen, wie Held von Bern-"Boss" Rahn, angetreten ist. Sein heutiger Bezug zu Oberhausen? "Sicher, das ist hier bei uns um die Ecke", sagt der ehemals so Bodenständige, den irgendwann die Wanderlust überkam. Der als Trainer in Deutschland ein Mal Meister und dreimal Pokalsieger wurde. Und mit über 400 Bundesligaspielen zu den Erfahrensten seiner Zunft gehört. Ein deutliches "Wir sind hier in Duisburg um zu arbeiten", impliziert, dass ihn die Nähe zu seinen Wurzeln relativ unberührt zu lassen scheint. Außer einigen Auszeiten, die er sich dieser Tage neben den Trainings, Mahlzeiten oder Besprechungen gönnt, sei eben nicht viel Zeit übrig.
Drei Wohnsitze hat Feldkamp. Einer davon befindet sich in Mülheim/Ruhr, ein weiterer in der Nähe von Marbella, Spanien, seiner ersten Wahlheimat. Und neuerdings eben am Bosporus, ein Hotel mit fünf Sternen soll es sein. Ähnlich, wie das Landhotel, das er mit seinen Schutzbefohlenen bezogen hat und das noch vor Jahresfrist auch die zeitweilige Heimat war für die später zum Champion gekürte Squadra Azzura.
Drei Spiele stehen während des Deutschland-Trips an - das gegen die Fortuna, beim VfL Bochum sowie einen Verein südlich der Landeshauptstadt. Also auch keine Zeit für eine Begegnung mit RWO. Die spielten als frischgebackener Aufsteiger in die Regionalliga Nord am Wochenende gegen den MSV Duisburg. Früher ein Knüller, ein offener Schlagabtausch, heute eine mittlere Sensation, dass es "nur" eine 1:2-Niederlage setzt gegen die "Zebras".
Viel war diskutiert worden über die 73 Lenze, die der "Fuchs" nun zählt. Erst vereinsintern, wo sich einige Vorständler gegen den Kontrakt über drei Jahre mit ihm aussprachen und dann auch in der Presse und somit in der Öffentlichkeit. Diskussionen aller Art beendete letztlich SK-Chef Özhan Canaydin persönlich mit einem klaren "Wir vertrauen ihm und damit basta!" Schließlich ist das Amt des Trainers nicht gerade stressfrei - insbesondere nicht bei Galatasaray SK und den mit enormen Erwartungen harrenden Fans. Ein Verein, der in der Türkei einen vielleicht noch etwas anderen Stellenwert hat als jeder anderer Club im schon hochgradig Fußball affinen Deutschland. Er ist die Frage gewohnt und fast lakonisch fällt seine Antwort aus: "Ich habe erst heute von einem Dirigenten gelesen, der jenseits der achtzig seinem Beruf nachgeht. Josef Blatter strebt mit über 70 Jahren die Wiederwahl als Präsident der FIFA an. Und der Papst macht mit 80 Jahren auch seinen Job." Das klingt erfrischend nach Un-Ruhestand. Aber warum ausgerechnet er?! "Weil es mir einfach Spaß macht - aus verschiedensten Gründen." Um hernach zu erläutern "Ich hätte nirgendwo anders wieder angefangen. Auch nicht in der Bundesliga. Mit der habe ich seit längerem abgeschlossen. Und was die Altersfrage angeht: Wer es bis 70 nicht geschafft hat, seinen Aufgaben mit der entsprechenden Einstellung zu begegnen, der lernt es auch danach gewiss nicht mehr." Er will sich nicht an der Profanität menschlicher Biologie messen lassen, soviel ist klar. Das belegt seine Aufgeschlossenheit gegenüber der Sportart in der scheinbaren Ruhephase - durch Fortbildungen, aber auch durch seine vierjährige Tätigkeiten als Co-Kommentator beim ZDF, als Berater im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern als auch seine vier Monate beim Erzrivalen Besiktas.
Sein Engagement in der Türkei, das er vor gut 15 Jahren begann und mit dem dreifachen Gewinn aus Meisterschaft, Pokal und Süpercup krönte, hätte durchaus auch dazu führen können, dass Feldkamp die Landessprache erlernt. Doch er winkt ab. Seine Frau, eine ehemalige Lehrerin, habe dieses Talent. Er hingegen lässt sich dolmetschen. Auch dies scheint kein ernsthaftes Problem darzustellen.
Ein paar Tage sind sie nun im Ruhrgebiet, direkt gekommen aus der Schweiz, mit einem Turniersieg in Bern im Gepäck. Eigentlich hätte er doch auch in der Türkei sein Trainingslager abhalten können, möchte man meinen. Aber der "graue Fuchs" hat seine eigene Strategie. Denken, nachdenken, überlegen und planen wird ohnehin wichtig bei diesem Club der Superlative, Galatasaray, der am 1. September 1905 gegründet, einer der erfolgreichsten, aber auch populärsten Vereine der Türkei ist. Neben 16 nationalen Meisterschaften und 14 Pokalsiegen gewann SK im Jahr 2000 als erster Fußballklub der Türkei den UEFA-Cup und den UEFA Super-Cup.
Für den neuen Cheftrainer wird es eine vielleicht letzte, große Herausforderung, denn es ist nicht irgendein Job, den er da angenommen hat. Das wird er wohl wissen. Denn es kann nur ein Ziel geben: Die Fortschreibung der Erfolgsgeschichte des Vereins und seiner eigenen, bei der am Ende der Meisterschaft Galatasaray in der "1. Süper Lig" auf Platz eins stehen muss. Dann würde "Beyaz Tilki" seinem Ruf weiterhin gerecht werden - und einen ähnlich ruhmreichen Namen für die Ewigkeit erlangen können, wie Jupp Derwall. Dem will man, so die letzten Meldungen, in absehbarer Zeit ein Denkmal setzen. (tk)

Der zweite Teil - das Interview mit Karl-Heinz Feldkamp folgt am Montagabend.

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