08.08.2013 | 1. Mannschaft

"Wir müssen als Mannschaft reifen"

Tobias Levels im Interview der Woche in der "Fortuna Aktuell"

Wie gewohnt erscheint auch zum Heimspiel gegen den TSV 1860 München wieder eine neue Ausgabe der "Fortuna Aktuell". Neben allen News rund um den Verein stellte sich Tobias Levels im Interview der Woche den Fragen der Redaktion. Der Verteidiger spricht unter anderem über den Saisonstart, seine Erfahrungen im Profigeschäft und seine Rollen als Führungsspieler, Spaßvogel und Kabinen-DJ.

Wie bewertest Du den Ligastart mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen?
Wenn mir vor den beiden Partien jemand gesagt hätte, dass wir vier Punkte holen, hätte ich die sehr gerne genommen. Wir haben schließlich gegen zwei sehr gute Mannschaften gespielt. Aber wenn man sich beide Begegnungen ansieht, muss man feststellen, dass wir sechs Zähler verdient gehabt hätten. Aber es ist ein Prozess: Wir müssen als Mannschaft reifen, um ein Spiel wie das in Köln zu gewinnen.

Beim Remis in Köln musstest Du kurzfristig auf ungewohnter Position in der Innenverteidigung auflaufen. Wie schwer ist Dir das gefallen?
Ich bin im Seniorenbereich auf der Position groß geworden. Da ich in der Vergangenheit schon häufig in der Innenverteidigung zum Einsatz gekommen bin, ist es mir vertraut. Deshalb war es für mich keine große Umstellung.

Mit Dustin Bomheuer stand ein sehr junger und bisher noch relativ unerfahrener Nebenmann auf dem Feld. Ist es automatisch klar, dass Du derjenige bist, der die Kommandos gibt?
Ob das automatisch der Fall ist, weiß ich nicht. Ich bin auf jeden Fall jemand, der Verantwortung übernimmt. Ich weiß, was in einem jungen Spieler vorgeht. Daher rede ich viel mit ihm und versuche, ihm dadurch Sicherheit zu geben – alleine schon, weil wir nebeneinander spielen und eine gute Abstimmung brauchen. Aber auch er kommuniziert viel mit mir. Er ist ein intelligenter, aufgeweckter Junge.

Das frühe Pokal-Aus in Wiedenbrück passt eigentlich gar nicht zum guten Saisonstart in der Liga, oder?
Das stimmt, es passt wirklich nicht. Man hat in der ersten Runde wieder gesehen, wie viele Bundesligisten sich schwer getan haben oder gar rausgeflogen sind. Es ist unheimlich ärgerlich, weil wir im Pokal etwas erreichen wollten. Wir hatten uns vorgenommen, wieder ein Top-Spiel nach Düsseldorf zu holen, wie wir es in den letzten beiden Spielzeiten hatten. Das ist uns nicht gelungen. Wir müssen das als Mannschaft aufarbeiten und herausstellen, was uns gefehlt hat, um einen Klassenunterschied deutlich zu machen. Nur so kann man eine Entwicklung eines Teams vorantreiben. So bitter ein solches Aus am Anfang ist, es wird uns als Mannschaft stärker machen.

Fehler eines Verteidigers können unmittelbar zu einem Gegentor führen. Wenn ein Stürmer hingegen eine große Torchance vergibt, fällt dies in der öffentlichen Wahrnehmung nicht so ins Gewicht. Hadert man manchmal mit seiner Position?
Nein, auf keinen Fall. Wenn man in dieses Geschäft kommt und am Anfang Fehler macht, die zu Gegentoren führen, beschäftigt einen das. Man hat daran zu knabbern und tut sich schwer, zu differenzieren. Auch mir ist das zu Beginn meiner Laufbahn sehr schwer gefallen. Man strebt danach, wie eine Maschine zu funktionieren, aber diese Perfektion existiert nicht. Es stehen elf Menschen auf dem Platz und keine Roboter. Wenn man das begriffen hat, wird es leichter und der Druck, den man sich selbst auferlegt, kleiner. Die Öffentlichkeit sucht gerne nach Schuldigen, damit muss man leben. Aber für uns in der Mannschaft hat das keine Bedeutung.

Dennoch ist es nicht einfach mit der zum Teil ungerechtfertigten Kritik umzugehen, oder?
In der Anfangszeit in Mönchengladbach hat mir die Kritik von Fans wirklich zu schaffen gemacht. Aber mit der Zeit wird man reifer und legt den Fokus auf sich selbst. Man weiß, dass man zehn Spiele gute Leistungen bringen und im elften einen Fehler machen kann, der zum Gegentor führt. Das ändert nichts am Vertrauen, das ich zu mir selbst habe.

Du bist in Deiner achten Saison Profi. Wie hat sich der Fußball in den Jahren entwickelt?
In der Trainingssteuerung hat sich einiges verändert. Es sind im Bereich Schnellkrafttraining einige Methoden nach Deutschland gekommen, von denen man als Spieler profitieren kann. Wir haben mit Axel Dörrfuß einen hervorragenden Fitnesstrainer, der sehr gut mit uns arbeitet. Man merkt richtig, dass man extreme Fortschritte macht.

In dieser Zeit hat auch die Fortuna eine besondere Entwicklung genommen. Ist man in einer ruhigen Minute auch einmal stolz, seinen Teil dazu beigetragen zu haben?
Total. Wenn man für einen Verein mit einer solchen Historie spielt und weiß, was dieser Verein zu Beginn des Jahrtausends durchgemacht hat, bin ich sehr stolz darauf, daran beteiligt gewesen zu sein, die Fortuna wieder dahin gebracht zu haben, wo sie zweifelsohne hingehört. Auch wenn wir jetzt einen kleinen Rückschritt erlitten haben. Jeder von uns kennt das klare Ziel: Wir wollen, so schnell es geht, zurück in die Bundesliga und uns dort etablieren. Der Verein hat ein riesiges Potenzial.

Du hast selbst schon erwähnt, dass Du jemand bist, der Verantwortung übernimmt. Auch der Trainer sieht Dich als Führungsspieler, hat Dich deshalb nach dem Ausfall von Martin Latka zum Abwehrchef ernannt. Wie siehst Du diese Rolle?
Verantwortung kann ich erst mal nur für mich selbst übernehmen. Das kann man für seinen Nebenmann nicht. Man kann aber auf dem Feld kommunizieren, Situationen von hinten erkennen, sehen, was dem Spiel der eigenen Mannschaft fehlt. Durch vernünftige Kommunikation – gerade nach Fehlern – kann man seine Kollegen schon antreiben.

Darüber hinaus kümmerst Du Dich auch sehr intensiv um die jungen Spieler, vor allem Cristian Ramírez. Warum liegt Dir die Entwicklung der Youngsters besonders am Herzen?
Es ist für die Entwicklung des Spielers und dadurch auch für den Verein wichtig, dass man ihn unterstützt. Wir haben viele junge, talentierte Spieler in unseren Reihen. Ich habe diese Zeit selbst durchlaufen und möchte von dem, was ich erlebt habe, den Jungen etwas mit an die Hand geben. Ich kann niemandem sagen: So machst du es richtig! Ich kann ihm aber meine Erfahrungen schildern, was oft schon eine große Hilfe sein kann.

Innerhalb der Mannschaft bist Du hingegen auch als Spaßvogel anerkannt.
Ich bin generell ein positiver Mensch. Ich freue mich jeden Tag aufs Training und mit den Jungs zu arbeiten. Ich muss sagen, dass ein solches mannschaftliches Gefüge wie hier in den letzten beiden Jahren sehr speziell ist. Ich habe es vor meiner Zeit in Düsseldorf nie erlebt, dass ein Team so offen miteinander umgeht und neue Spieler so schnell integriert und ins Herz schließt. Das ist großartig.

Du betätigst Dich zeitweise auch als DJ in der Kabine. Was dürfen Deine Kollegen hören, wenn Du die CDs auflegst?
Es ist alles dabei. Zwischendurch nehme ich auch gerne mal Wünsche entgegen, auch wenn man das als richtiger DJ eigentlich nicht machen sollte. (lacht) In der Regel läuft elektronische Musik oder Hip Hop. Vor dem Spiel wird etwas aufgelegt, das die Motivation fördert.

Am heutigen Freitag ist der TSV 1860 München zu Gast in der ESPRIT arena. Wie schätzt Du den Gegner ein?
Es ist eine sehr gut besetzte Mannschaft, die sich punktuell verstärkt hat. 1860 hat eine Menge individuelle Qualität und ist sicher im oberen Drittel anzusiedeln. Dass wir aber zuhause gewinnen wollen, steht vollkommen außer Frage.

Welche Erinnerungen hast Du noch an Duelle mit den „Löwen“?
Wir haben in der vorletzten Saison 3:0 im DFB-Pokal gegen sie gewonnen. In München haben wir eines der besten Auswärtsspiele der Saison bestritten, aber kurz vor dem Ende 1:2 verloren. Wir hätten die Partie eigentlich klar gewinnen müssen.

Auch die Fortuna möchte am Ende ganz oben mitmischen. Wie stehen aus Deiner Sicht die Chancen dafür?
Ich kann auch nicht in die Zukunft blicken, kenne aber unsere Mannschaft und unsere Qualität. Deshalb weiß ich, dass schon eine Menge schief gehen muss, damit wir nicht im oberen Tabellendrittel mitmischen.

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