Drei Änderungen nahm Chefcoach Jens Langeneke in der Startelf im Vergleich zum Spiel bei Fortuna Köln vor. Den verletzten Luca Raimund ersetzte Deniz Bindemann, außerdem spielte Arno Krause erstmals von Beginn an Stelle von Noah Nikolaou. Für den in den Profikader berufenen Sima Suso spielte darüber hinaus Maksym Len. Von der ersten Minute an ergab sich ein Spiel, wie man es bis vor einigen Jahren sehr oft zwischen U23- und Herrenteams in der Regionalliga sah. Spielerische Finesse traf körperliche Präsenz; mittlerweile ein seltenes Bild, wo doch auch viele erste Mannschaften mit jungen Trainern moderne Ansätze verfolgen, das Spiel selbst zu machen. So stellten die Velberter die Zwote vor eine ganze Menge Probleme, waren in der Anfangsphase trotz der Spielkontrolle der Rot-Weißen das gefährlichere Team. So hatte Machtemes (3.) den ersten Abschluss des Spiels, bevor Zwote-Keeper Tobias Pawelczyk (11.) seine ganze Klasse bewies, als er einen etwas lang geratenen Ball der Gäste doch noch herauskratzte. Kurz später war er jedoch machtlos: Nach einer Flanke aus dem linken Halbfeld hinter die Abwehr der Fortunen köpfte Hilger (17.) zum 0:1 ins kurze Eck. Dieser Treffer schien die Zwote etwas aufgeweckt zu haben, was Zielstrebigkeit angeht. Denn sofort hätte Mechak Quiala Tito (20.) egalisieren können, verfehlte jedoch knapp links. Das generelle Bild des Spiels blieb nun jedoch gleich. Die Gäste standen dicht gestaffelt tief in ihrer eigenen Hälfte, ließen den Fortunen kaum Möglichkeit, ihr eigenes Spiel aufzuziehen. Mehr als einige Annäherungen durch Len (25.) und Bindemann (29.) auf Seiten der Zwoten, sowie von Machtemes (36.) und Herzenbruch (43.) für die Velberter gab es bis zum Pausenpfiff nicht.

Auch die zweite Hälfte lief zunächst nicht anders ab, bis die Gäste nach einer weiteren Möglichkeit für Hilger (54.) doch etwas mehr öffneten, um ein zweites Tor zu erzielen. Dies gab der Zwoten Raum für Konter und bei einem dieser scheiterte Bindemann völlig frei aus zentraler Position im Strafraum an SSVg-Schlussmann Lenz. Größer hätte die Chance auf den Ausgleich kaum werden können, bis es im erneuten Duell zwischen Lenz und Bindemann zu einem Foulspiel des Torwarts am Zwote-Stürmer kam. Aber auch vom Punkt gelang der Treffer nicht, Quiala Tito (62.) scheiterte vom Elfmeterpunkt. Diese Situation drehte den bisherigen Verlauf der Halbzeit völlig. Die Rot-Weißen hatten weiterhin mehr Ballbesitz, ließen nun aber auch mehr Chancen der Gäste zu, denen der zweite Treffer aber einfach nicht gelang. Die beste Chance in dieser Phase hatte erneut Hilger (78.), der von Innenverteidiger Noah Förster gerade noch genug bedrängt wurde, um aus guter Position doch erneut zu verziehen. Aber aufgeben wollte die Zwote, deren Einsatz zu jedem Zeitpunkt dieser Saison absolut makellos ist, weiterhin nicht. Spätestens mit der Einwechslung des 2,05m großen Abwehrspielers Noah Egouli ins Sturmzentrum war klar: Eine Niederlage gibt es heute nicht. So warfen die Rot-Weißen noch einmal alles nach vorn und wurden für ihren Willen belohnt. Einen freien Ball auf der rechten Seite des Strafraums bolzte Bindemann (88.) regelrecht in die Mitte, dort wurde er von einem Velberter Richtung eigenes Netz abgefälscht. Der auf dem falschen Fuß erwischte Keeper Lenz konnte nur noch hinterherschauen, bis das Eigentor zum 1:1 vollendet war. Fortan entwickelte sich ein wilder Schlagabtausch, wie man ihn bei so einem Spielstand selten sieht. Beide Seiten waren nur noch in der Offensive, wodurch sich enorme Räume ergaben. Zunächst hätten die Gäste ihre Führung wieder herstellen müssen, doch zwei Velberter Spieler (90.) liefen sich im Fünfmeterraum gegenseitig über den Haufen. Mit der letzten Szene des Spiels dann die völlige Explosion des Paul-Janes-Stadions. Ein langer Ball von Leonard Brodersen kam bei Quiala Tito (90.+) an. Der ließ nicht nur einen, sondern gleich zwei Abwehrspieler aussteigen und veredelte die Aktion mit einem überlegten Schuss in die lange Ecke zum 2:1-Endstand. Ein Sieg der Moral, der erneut zeigt, dass die Zwote in dieser Saison einen außergewöhnlichen Spirit in der Mannschaft hat. Doch nicht nur die Einstellung, sondern auch die Ausbeute von 14 Punkten nach nur sieben Spielen ist hervorragend. Mit einem Polster von bereits neun Punkten zum ersten Abstiegsrang kann das Team nun tiefenentspannt in die schwierige englische Woche mit Partien gegen Rödinghausen und Dortmund II gehen. (PL)