26.04.2008 | 1. Mannschaft

Jetzt müssen die Joker stechen

Chefcoach Norbert Meier vor dem Spiel bei RW Ahlen

Ein Spiel wie in Lübeck - das steckt auch drei Tage später selbst einem solchen Trainer noch in den Knochen, der seit immerhin dreißig Jahren im Fußballgeschäft zuhause ist. Dennoch blickt Ex-Nationalspieler Norbert Meier, Chefcoach der Rot-Weißen, mit einer Portion Optimismus auf die nächste Pflichtaufgabe bei Rot-Weiß Ahlen und kündigt gleichzeitig personelle Konsequenzen an. Was angesichts der Ausfälle in der Defensive und dem für die kommenden Wochen gesperrten Rotsünder Kenan Sahin auf den ersten Blick logisch erscheinen mag.

Mit der Kritik der letzten Tage müsse sein Team leben - "vor allem nach einer solchen Leistung wie am Dienstag", sagte Meier, der sich damit sowohl auf das Echo der Medien, aber auch die Reaktion der Fans bezog. Den pauschalen Vorwurf der Disziplinlosigkeit wollte er dennoch nicht gelten lassen, sondern fokussierte in diesem Punkt auf einen Spieler: Stürmer Kenan Sahin, der in der Schlussphase der Partie eine Rote Karte wegen eines Ellbogenchecks sah und nun vier Pflichtspiele, also einen Monat, Zeit hat, sich über seine Verhaltensweisen Gedanken zu machen. Auch dass einige Spieler der Mannschaft eine mangelhafte Berufsauffassung oder gar Angst vor einem Aufstieg in die Zweite Bundesliga haben könnten, weil sie dann möglicherweise kein neuerliches Engagement bei der Fortuna bekommen könnten, will Meier nicht gelten lassen. Leistung, Wille und Kampf sind die Tugenden, die zählen. Vielmehr sei es mit Andreas Lambertz einmal mehr ein U23-Spieler gewesen, der glänzte. "Von ihm kann sich mancher eine Scheibe abschneiden", findet Meier, der andeutete, dass in der neuen Spielzeit "auch etwas rustikalere Typen an Bord kommen werden."
Vielmehr hatte Meier beim VfB Lübeck eine Form von Hilflosigkeit bei seiner Truppe ausgemacht. Lübeck hatte insbesondere in der Anfangsphase mit großer Aggressivität gekämpft, was dem Spiel der Landeshauptstädter, deren Spielsystem eher von fußballerischen Elementen lebt, nicht gut getan hatte. "Auffällig ist doch, dass wenn es nicht läuft, nahezu alles wegkippt. Läuft es hingegen gut, dann klappt auch nahezu alles." Ein Hauptmanko in seinen Augen: Es fehlen die Spielerpersönlichkeiten, die auf dem Platz die Ärmel hochkrempeln und die anderen mitzureißen verstehen. "Nur gemeinsam und als Mannschaft sind die Aufgaben, die anstehen, zu schaffen."
Unter dem Eindruck der längerfristig ausfallenden Akteure - es fehlen bekanntlich die Defensiv-Routiniers Olivier de Cock und Hamza Cakir - wird es personelle Veränderungen geben, die vom obersten Übungsleiter unter Rubrik "Konsequenzen" apostrophiert werden. "Mir stehen derzeit nur noch 18 Spieler zur Verfügung. Es gibt zwangsweise, aber auch aus anderen Gründen, Veränderungen. Jetzt müssen die Joker stechen." Dass dies in der Vergangenheit nicht immer der Fall war, wurmt den gebürtigen Norddeutschen - und seine Erwartungshaltung ist, wie bei den Fans, gewiss höher anzusiedeln.
Immerhin entledigt die Niederlage in Lübeck die Fortuna der Bürde, als Favorit ins Westfalenland fahren zu müssen. Denn die Gastgeber stellen die beste Mannschaft der Rückrunde und sind seit zehn Spielen ungeschlagen. Statistikfreunde könnten Gefallen daran finden, dass am Samstag ab 14 Uhr die beiden stärksten Auswärtsmannschaften aufeinander treffen - aber nach Dienstag gewiss nicht mehr als zwingenden Vorteil für die Fortunen interpretieren.
Rot-Weiß Ahlen dürfte, so des Fußballlehrers Einschätzung, sehr kompakt auftreten und hat die Favoritenrolle inne. "Aber sie sind gewiss nicht unschlagbar. Ich will sehen, dass unsere Jungs mit der richtigen Einstellung rangehen und Zweikämpfe gewinnen." Denn punkten sollten die Flingeraner in jedem Fall: Zum einen, um die Qualifikation allmählich in der Tasche zu haben und zum anderen, um an der Spitzengruppe der Regionalliga Nord dranzubleiben.
Die Frage, wer neben Axel Lawarée auflaufen wird, ist für Meier nachrangig. "Ob Bekim Kastrati oder Christian Erwig - das ist vollkommen egal. Der, der rein kommt, muss Leistung zeigen, und der, der draußen bleibt, muss auf seine Einsatzzeit brennen auf der Bank." Ein Duell, das interessant werden könnte, zumal der Trainer betonte, dass die Sperre bei Sahin das eine sei. Ob er jedoch auch wieder in die Stammelf kommt, wenn er wieder spielen darf, das andere. Was ganz so klang, als habe Sahin sich im Stadion "An der Lohmühle" einen Bärendienst mit noch weitreichenderen Konsequenzen erwiesen. Doch dies wird zunächst noch abzuwarten bleiben.

Die Unparteiischen
Schiedsrichter der Partie im Wersestadion wird Dr. Jochen Drees sein. Der 38-jährige Arzt aus Münster ist seit 2001 DFB-Schiedsrichter und war bereits in 31 Bundesliga-Partien eingesetzt. Michael Emmer und Matthias Zacher werden ihm ab 14 Uhr als Assistenten zur Seite stehen.

bundesliga.de

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