23.07.2025 | Nachhaltigkeit

„Ihr könnt jemandem das Leben retten!“

Fortuna-Fan Martin Erlmann über seine Leukämie-Erkrankung und warum eine Stammzellspende so wichtig ist

Im Rahmen der Saisoneröffnung am Sonntag, 27. Juli, wird es einen Stand der Uniklinik Düsseldorf geben, an dem sich Fortuna-Fans für eine mögliche Stammzellspende typisieren lassen können. Jemand, der die Wichtigkeit einer solchen Stammzellspende besser einschätzen kann als die meisten anderen, ist Martin Erlmann. Erlmann ist langjähriger Fortuna-Fan, war früher Teil der aktiven Fanszene und hatte Blutkrebs. Im Interview erzählt er von seiner Diagnose, wie die Fortuna ihm in dieser schweren Zeit geholfen hat und warum sich so viele Menschen wie möglich typisieren lassen sollten.

  • Foto: F95 / Sandro Calabruso

Martin, welche Bedeutung hat Fortuna Düsseldorf für Dich?
Fortuna Düsseldorf hat eine immens große Bedeutung für mich. Ich war viele Jahre Teil der UD-Szene, habe die guten Zeiten im Block 42 miterlebt, den Aufschwung bis in die erste Liga, aber natürlich auch die Talfahrten. Der Verein war mein Leben – alles drehte sich um Fortuna. Auch nach meiner Zeit bei den Ultras bin ich dem Verein immer treu geblieben. Ich bin nach wie vor regelmäßig bei Spielen, oft mehr auswärts als zu Hause, was auch an meiner Selbstständigkeit liegt, die ich 2021 gegründet habe. Vor Corona habe ich so gut wie kein Spiel verpasst und bin sogar für ein Auswärtsspiel nicht zum 50. Geburtstag meiner Mutter gegangen. Die Fortuna hat mir auch während meiner Krankheit und Behandlung unglaublich viele Kontaktpunkte und Rückhalt gegeben.

Du hast eine besondere Geschichte zu erzählen. Alles begann mit einer schlimmen Diagnose. Erzähl uns bitte davon.
Im Spätsommer 2022 war ich über vier Wochen dauerkrank und hatte extreme Atemnot, sodass ich kaum noch Treppen steigen konnte. Mein Cousin drängte mich zum Arzt, um mein Blut untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse kamen schnell. Meine Blutwerte waren sehr schlecht und ich stünde kurz vor einem Herzinfarkt. Ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert und bekam sofort Bluttransfusionen, die meinen Zustand schnell verbesserten. Ich lag dabei auf einer Station, die ich später als Krebsstation identifizierte, obwohl mir der Verdacht noch nicht explizit genannt wurde. Die Ärztin verwies mich dann an Professor Dr. Germing von der Uniklinik und verschaffte mir einen Termin in seiner Privatambulanz – ein entscheidender Glücksfall und etwas, das ich als Kassenpatient sonst nie bekommen hätte.

Wie ging es dann in der Uniklinik weiter?
Professor Dr. Germing erkannte sofort die Dringlichkeit meiner Blutwerte und ordnete eine Knochenmarkentnahme an. Nach zwei Proben stand fest: Ich hatte AML (Akute Myeloische Leukämie), eine Form von Blutkrebs. Die Diagnose war natürlich ein Schock. Diese Art von Leukämie entwickelt sich normalerweise schleichend im Alter. Da ich jung und kräftig war, entschieden wir uns für einen radikalen Eingriff mittels Chemotherapie, um die Krankheit einmalig und aggressiv anzugreifen. Nachdem meine ersten Tage im Krankenhaus aus verschiedenen Gründen alles andere als ideal liefen und ich mich unwohl fühlte, bestand ich auf eine Verlegung auf die Station ME10, ein separates, kleineres Haus mit Einzelzimmern. Mein behandelnder Arzt war ausgerechnet Paul Jäger, der Sohn der des ehemaligen Fortuna-Geschäftsführers und- Vorstands Paul Jäger. Das habe ich aber erst später gemerkt. Wir haben uns oft über F95 unterhalten.

Um die Krankheit zu besiegen, brauchtest Du eine Stammzellspende.
Wie genau lief die Suche nach einem passenden Spender ab? Zuerst wurden meine fünf Geschwister geprüft, aber leider kam keiner von ihnen als passender Stammzellenspender in Frage. Die Uniklinik arbeitete dann mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) zusammen, um einen genetischen Zwilling für mich zu finden. Da ich Mitteleuropäer bin, war die Chance, einen passenden Spender zu finden, relativ hoch. Das liegt an der guten Typisierungs-Abdeckung, die beispielsweise in Ländern wie Indien nicht gegeben ist. Am Ende hatte ich drei passende Spender zur Auswahl. Von denen wurde derjenige ausgesucht, der biologisch am besten zu mir passte – sein Name ist Luca, ein Medizintechnik-Student aus Dresden, der jetzt in der Schweiz lebt. Die DKMS hat alles organisiert, inklusive seiner Zugtickets, Spesen und Hotelzimmer. Luca hat sich für die Methode entschieden, bei der man einige Tage lang Spritzen bekommt, um die Stammzellen im Blut zu lösen. Danach wird das Blut entnommen und die Stammzellen herausgefiltert, der Rest des Blutes wird zurückgegeben. Das ist ein fünfstündiger Prozess, bei dem ein DKMS-Berater dabei ist. Es ist mir wichtig zu betonen, dass dies eine einfache und schmerzfreie Methode ist. Die Ängste vor der Knochenmarkentnahme, die früher verbreitet waren, müssen nicht mehr pauschal zutreffen.

Wie haben Dich Deine eigene Familie und die Fortuna-Familie in dieser Zeit unterstützt?
Meine Familie, allen voran natürlich meine Ehefrau, war immer für mich da und hat mich durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Auch die Unterstützung durch die Fortuna-Familie war unglaublich wichtig. Meine Jungs besuchten mich nach einem Heimspiel gegen St. Pauli im Krankenhaus und brachten mir ein schweißnasses Trikot von „Zimbo“ mit. Das gab mir viel Kraft. Besonders hervorheben möchte ich die „Fortuna im Blut“-Aktion. Meine Jungs, angeführt von Micky, haben diese Blutspende- und Typisierungsaktion initiiert. Einen Tag vor Weihnachten, vor drei Jahren, startete die Aktion, die seitdem jedes Jahr stattfindet. Zudem ein schöner Zufall: Der erste Pfleger, der mich im Krankenhaus betreute, erkannte mich sofort aus der Fortuna-Szene. Er kam jeden Abend noch einmal in mein Zimmer, um zu fragen, ob ich etwas brauche. Kürzlich habe ich den Kontakt zu ihm wiederhergestellt, und wir treffen uns bald auf ein Bier.

Wie geht es Dir heute, und welchen Appell möchtest Du an andere richten?
Mir geht es heute sehr gut. Natürlich muss ich grundsätzlich etwas vorsichtiger sein, zum Beispiel darf ich mich nicht zu lange der prallen Sonne aussetzen. Aber: Ich habe zum Glück keine bleibenden Auswirkungen und bin gestärkt aus der Krankheit hervorgegangen. Man nimmt die schönen Dinge im Leben viel bewusster wahr. Kürzlich bin ich von einer Klippe gesprungen, obwohl ich Höhenangst habe – aber ich dachte mir: „Einfach machen, das ist doch Leben!“ Die Krankheit ist nicht das Ende. Man kann danach noch alle Ziele erreichen, die man sich vornimmt. Ich bin mittlerweile verheiratet, wir haben den Hund, den wir immer wollten, und wir sind in der Kinderplanung. Mein Appell an alle ist: Ihr könnt jemandem das Leben retten. Was braucht man noch für einen Grund? Geht und lasst euch typisieren!

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