10.03.2017 | Verein

Eine Fußballliga im Ghetto

Großer Andrang im zakk zum Film über Theresienstadt

Geschichte erlebbar machen. Die Brücke zur Gegenwart schlagen. Vorurteile abbauen. Diskriminierung aktiv begegnen. Diesen Anspruch erhebt der Dokumentarfilm „Liga Terezin“ - und entspricht damit der Vereinsphilosophie der Fortuna. Erstmals in seiner Geschichte hatte sich der Club entschieden, in der vergangenen Woche mit einer weiteren der ohnehin grausamen Facetten des Dritten Reiches auseinanderzusetzen und ins „zakk“ eingeladen. Das Kulturzentrum in Flingern war schließlich bis auf den letzten Quadratmeter besetzt und mehr als 120 Menschen waren gekommen, um Zeugen dieses ganz besonderen Films und Abends zu werden.

Diese zeigten sich allesamt sehr beeindruckt - so auch die Bürgermeisterin der Landeshauptstadt, Klaudia Zepuntke, der Vorstandsvorsitzende der Fortuna, Robert Schäfer, und Finanzvorstand Paul Jäger, sowie der Sprecher der Initiative „!Nie wieder“, Eberhard Schulz. Ein berührendes und nachdenklich stimmendes Dokument, das so viele Parallelen aufweist zu der Gegenwart. Eine Brücke zwischen Vergangenheit mit Blick auf die Zukunft. Und nicht zuletzt die Anwesenheit des charismatisch anmutenden Oded Breda, zum vierten Mal von Israel nach Mitteleuropa gekommen, wusste mitzureißen. Der emotional wenig an die Geschichte Deutschlands gebundene Breda, wusste durch seine kritische Distanz zu den Verhältnissen in den 30-iger und 40-iger Jahren des letzten Jahrhunderts so außerordentlich zu machen: Als Initiator des Films hatte er doch vor vielen Jahren - mehr oder minder durch Zufall - lediglich ein Foto erhalten, auf dem er den Bruder seines Vaters zu entdecken vermochte. Doch dies war Antrieb genug für den ehemaligen IT-Manager, eine augenscheinlich bis heute unstillbare Neugier zu entwickeln.

Breda, inzwischen 63-jährig, wollte Genaueres wissen, was damals geschah. Und um die Geschichte seines Onkels wiederaufleben zu lassen, involvierte er zwei Filmemacher aus seinem Umfeld, um dem filmischen Werk einen professionellen Anspruch zu geben. Er besuchte dabei verschiedenste Orte, ließ Spieler wie Zuschauer von damals interviewen, die überlebt hatten. Dabei war auch ein ehemaliger Insasse des Ghettos Theresienstadt, der Pavel, eben Bredas Onkel, wiedererkannte.

In der dem Film anschließenden Podiumsdiskussion, die Tom Koster - bei der Fortuna unter anderem zuständig für das Archiv und soziale Projekte - leitete, wurden die Hintergründe über die Entstehungsgeschichte, die Zuordnung zu Düsseldorf als bedeutsamem Ort für die Deportation von Juden nach Theresienstadt und weiter spannende Details offensichtlich.

Nach Abschluss der Veranstaltung - die mit Abstand die Bestbesuchte vor Aachen, Mönchengladbach und Essen war -  konnte jeder Anwesende nachvollziehen, dass Fußball, der in aller Regel mit dem Gefühl von Hochstimmung einhergeht, vor knapp 80 Jahren durch die Nationalsozialisten zu Propagandazwecken missbraucht wurde. Dass das Ghetto Theresienstadt überdies als „Vorzeigeghetto“ genutzt wurde, hinterlässt im Nachhinein einen besonders zynischen Eindruck: Die allermeisten Darsteller waren vier bis sechs Wochen später tot - hauptsächlich in den Gaskammern von Auschwitz ermordet.

Wer den Film verpasst hat, kann ihn unter www.bterezin.org bestellen und sich ein eigenes Bild machen.

bundesliga.de

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