13.12.2023 | Frauen- und Mädchenfußball

Misaki Amano: „Große Ehre, dass ich Teil des Teams sein darf“

Neuzugang der Fortuna-Frauen im Interview über die erfolgreiche Integration in Beruf und Sport

Die Verpflichtung der ehemaligen japanischen Nationaltorhüterin Misaki Amano hat nicht nur im Verein, sondern auch in Düsseldorf und Umgebung für Erstaunen gesorgt. Für die Frauenmannschaft ist die 38-Jährige ein absoluter Glücksgriff, nicht nur wegen ihrer fußballerischen Vita. Im Interview erzählt sie, welche Rolle der Fußball in ihrem Leben spielt, wie der Sport ihr beim Start in Deutschland geholfen hat und wie sie mit Hilfe ihrer Mitspielerinnen, ihrer Trainer und den Verantwortlichen der Mädchen- und Frauenfußballabteilung von Fortuna Düsseldorf alle Schwierigkeiten und Barrieren bei ihrer Integration überwinden konnte. 

  • Fotos: Sonja Stumpf

Misaki, Du bist in Japan aufgewachsen und hast dort Deine ersten Schritte im Fußball gemacht. Wer hat Dich an den Sport herangeführt?
Eigentlich keiner. Ich habe einfach in der Grundschule mit dem Sport angefangen, weil ich schon als kleines Mädchen immer Fußball spielen wollte.

Nach einigen Stationen in Japan, unter anderem bei Tepco Mareze, folgte der Sprung in die Nationalmannschaft. 2007 wurdest Du in den Kader der Weltmeisterschaft in China berufen. Welche Erinnerungen hast Du an dieses Turnier?
2007 war für mich erst mein zweites Jahr, indem ich zur Torhüterin geworden bin - vorher war ich noch Feldspielerin. Um ehrlich zu sein, sind meine Erinnerungen an die Nationalmannschaft ein bisschen gemischt, weil ich selbst gemerkt habe, dass ich noch viel lernen muss. Dennoch war es für mich in meiner Karriere sehr aufregend, bei einer Weltmeisterschaft dabei zu sein, auch wenn ich nur dritte Torhüterin war. Ich denke, dass es eine sehr gute Erfahrung war.

Deine Profi-Karriere hast Du im Jahr 2019 beendet. Was war der Auslöser, um nach Düsseldorf zukommen?
Nachdem ich nach dem Ende meiner aktiven Karriere Torwarttrainerin geworden bin, führte mich meine erste Tour nach Europa, und zwar nach Deutschland. Als ich zum ersten Mal in diesem Land war, dachte ich intuitiv: Ich möchte gerne hier leben. Danach hat es ein paar Jahre gedauert, bis ich diesen Sommer dann nach Düsseldorf gekommen bin.

Wie kam der Kontakt zu Fortuna Düsseldorf zustande?
Im April 2023 kam ich nach Deutschland und kurz danach gab es ein Treffen mit einer Delegation aus Japan, die ich noch aus meiner Zeit bei den Urawa Red Diamonds kannte. Dabei habe ich Taiki Hirooka (Anm.: Community Manager Japan) von Fortuna Düsseldorf kennengelernt. Ich wollte sehr gerne im Frauenfußball in Deutschland arbeiten und als ich erfahren habe, dass es bei der Fortuna eine neue Frauenmannschaft geben wird, wollte ich unbedingt dabei sein und habe deshalb um diese Chance gebeten.

Welche Herausforderungen sind Dir im Integrationsprozess in Düsseldorf begegnet und wer hat Dich bei dem Prozess unterstützt?
Die Sprache ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Auch wenn ich schon Vokabeln und Grammatik gelernt habe, merke ich, dass die tatsächliche Kommunikation ganz anders ist. Trotzdem unterstützen mich unsere Trainer, der gesamte Staff und natürlich auch meine Mitspielerinnen sehr, die deutsche Sprache besser zu verstehen und korrigieren mich zum Beispiel freundlich, wenn ich Fehler mache.

Was bedeutet es für Dich, Teil der neu gegründeten Frauenmannschaft von Fortuna zu sein?
Als ich erfahren habe, dass die Frauenmannschaft dieses Jahr gegründet wird, war ich direkt begeistert. Ich wollte gerne dabei sein und lernen, wie man ein Team von Grund auf aufbaut. In Düsseldorf gibt es eine große japanische Community und der Verein hat eine sehr lange Tradition. Da ist es eine große Ehre, dass ich ein Teil des Teams sein darf und ich bin sehr dankbar, dass ich hier so gut aufgenommen wurde.

Sportlich, beruflich, aber auch privat haben sich viele Dinge für Dich geändert. Welche Ziele hast Du Dir in diesen Bereichen für 2024 vorgenommen?
Was den Fußball betrifft, es ist das Wichtigste, dass wir aufsteigen und in der nächsten Saison eine Liga höher spielen werden. Und was das Berufs- und Privatleben betrifft, möchte ich so schnell wie möglich Deutsch lernen. Wenn ich die Sprache sprechen kann, wird mein Leben in Deutschland einfacher und ich habe mehr Möglichkeiten.

Was sind Deine Zukunftspläne in Deutschland?
Ich möchte weiter im Fußballbereich tätig sein. Nachdem ich nach Deutschland kommen und Erfahrungen in diesem Land und mit einer anderen Kultur als Japan sammeln konnte, ist es mein großes Ziel, dem Frauenfußball hier etwas zurückzugeben.

Das sagen die Verantwortlichen der Mädchen- und Frauenfußballabteilung über Misaki Amano:

Anestis Tsentemeidis (Trainer Frauenmannschaft und pädagogischer Mitarbeiter bei der AWO Düsseldorf): „Trotz der erheblichen sprachlichen Schwierigkeiten zu Beginn hat Misaki unglaublich schnell Anschluss gefunden und wurde von ihren Mitspielerinnen hervorragend integriert. Gemeinsam mit unserem Team, allen voran Taiki Hirooka und unserer Teammanagerin Anna-Lena Knödler, haben wir Misaki bei allen notwendigen Schritten der Integration unterstützt. An dieser Stelle möchte ich auch nochmal ein großes Dankschön an die Verantwortlichen des EVK aussprechen, die uns sehr geholfen haben, einen festen Arbeitsplatz für Misaki zu besorgen. Dieser Schritt war besonders wichtig, um die Aufenthaltserlaubnis für Misaki zu bekommen. Gemeinsam mit meinem Arbeitgeber, dem Berufsbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt Düsseldorf (AWO), konnten wir Misaki in ihren beruflichen Angelegenheiten ebenfalls unterstützen. Sportlich und menschlich ist sie eine absolute Bereicherung für das gesamte Team und besonders für unsere jüngeren Torhüterinnen ein Vorbild. Auch die sprachlichen Barrieren versuchen wir langsam, aber sicher zu durchbrechen, denn ihre Mitspielerinnen unterstützen sie zusätzlich und motivieren sie immer mehr, Deutsch zu sprechen. Ich freue ich mich sehr, dass Misaki sich für unseren Verein entschieden hat und dass das gesamte Team gezeigt hat, wie Integration funktionieren kann.“ 

Lisa Weiß (Koordinatorin Sport): „Wir freuen uns sehr, dass Misaki den Weg zu uns nach Düsseldorf gefunden hat und unsere Frauenmannschaft mit ihrer enormen Erfahrung unterstützen kann. Dank einer großartigen Zusammenarbeit zwischen Fortuna, dem Evangelischen Krankenhaus und der AWO Düsseldorf ist es uns gelungen, für Misaki eine neue Heimat bei uns in Düsseldorf zu finden.“

Lasse Doepner (Torwarttrainer Frauenmannschaft): „Ich bin sehr froh, dass Misaki Teil der Mannschaft geworden ist und sich so gut in die Mannschaft integrieren konnte. Ihre Erfahrung und die Motivation, die sie an den Tag legt, hilft insbesondere natürlich den anderen Torhüterinnen, denn sie können dementsprechend viel von ihr lernen. Es macht Spaß, mit ihr zu arbeiten und ich freue mich auf die weitere gemeinsame Zeit bei der Fortuna.“

bundesliga.de

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