Turbulentes Flutlichtspiel
Die Bilanz der Zwoten gegen die U23 von Borussia Dortmund aus den bisher neun Begegnungen in der Regionalliga West war mit drei Siegen, drei Niederlagen und drei Unentschieden ausgeglichen, und lange sah es in der Partie im Paul-Janes-Stadion am Freitagabend so aus, als könnten die Fortunen mit einem Sieg ein Ungleichgewicht zu ihren Gunsten herstellen. Doch in der Mitte des zweiten Durchgangs ermöglichten Sie durch eine Phase der Konzentrationsschwäche den Borussen noch ein Remis und damit eine weiterhin ausgeglichene Bilanz.
Nicht im Kader waren Enrique Lofolomo und Michel Stöcker (Gelbsperre), Moritz Montag (Verletzung) und Maduka Okoye (Lizenzkader). Wir bereits im Spiel bei der U23 von Schalke 04 stand Mario Zelic im Tor; Vincent Schaub besetzte die rechte und Felix Könighaus die linke defensive Außenbahn. Timo Bornemann im Angriff und Nader El-Jindaoui im Mittelfeld liefen ebenfalls in der Anfangsformation auf.
Die Fortunen begannen druckvoll und setzten auf eine frühe Führung, die ihnen auch gelang. Bornemann (9.) spielte klug auf Kevin Hagemann, der ließ BVB-Torwart Luca Unbehaun keine Chance und traf ins lange Eck. Danach übernahmen die Flingeraner mit schnellen Kombinationen die Spielregie. Sie verteidigten hoch und gingen kompromisslos in die Zweikämpfe, so dass die Gäste kaum einmal gefährlich in die Spielhälfte der Flingeraner kamen. Ein Volleyschuss von Marco Hober (21.) nach Flanke von Kolbeinn Finnsson war relativ spät ihr erster Ansatz einer Tormöglichkeit. Die Antwort der Zwoten kam aber prompt. El-Jindaoui (23.) schlug aus dem rechten Halbfeld einen Freistoß hoch in den Strafraum, Kapitän Leander Goralski war zur Stelle und erhöhte per Kopf auf 2:0. Schon der nächste Angriff brachte Shinta Appelkamp (25.) mit einem Sololauf in eine gute Position, aber er wurde von Finnsson rotverdächtig von den Beinen geholt. Schiedsrichter Selim Erk beließ es aber bei einer Gelben Karte. Das Spiel nahm insgesamt an Härte zu, da die Borussen kein Mittel gegen die schnellen und technisch hervorragend ausgeführten Kombinationen der Fortunen fanden. Große Probleme bereiteten ihnen die trickreichen Hagemann und El-Jindaoui, die Balleroberungen und klugen Pässe von Vincent Schaub und die sicher agierende Abwehr mit Goralski, Tim Oberdorf und Könighaus. Einen Schuss von Dustin Willms (30.) nach Vorlage von El-Jindaoui konnte Unbehaun am kurzen Pfosten gerade noch blocken, und kurz darauf zwang Max Wegner (32.) den BVB-Keeper mit einem Volleyschuss in den oberen rechten Torwinkel zu einer Flugparade. Die größte Chance hatten die Gäste schließlich durch einen Elfmeter nach einem Foul von Goralski (42.) an Joseph Boyamba. Chris Führich trat an, Zelic blieb gelassen und wartete lange, ließ sich nicht versetzen und wehrte den mittig geschossenen Strafstoß ab. Mit dieser nach einer brillanten Leistung auch in der Höhe verdienten Führung ging es in die Pause.
Gleich der erste Angriff der Flingeraner brachte eine gute Torchance. Bornemann (46.) bediente Hagemann, doch dessen Lupfer strich am langen Torpfosten vorbei ins Aus. Der dritte Treffer gelang den Fortunen kurz darauf dann doch, allerdings auf kuriose Art. El-Jindaoui (50.) führte nach dem Pfiff des Schiedsrichters eine Ecke aus, und während alle BVB-Spieler dabei völlig unbeteiligt zusahen, köpfte Wegner den Ball ins Netz. Es gab heftige Diskussionen, weil die Borussen den Pfiff scheinbar falsch gedeutet und deswegen nicht eingegriffen hatten. Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, gelang den Gästen plötzlich wie aus dem Nichts der Anschlusstreffer. Der ehemalige Fortune Taylan Duman (52.) legte den Ball von der rechten Seite nach innen, und Führich brauchte ihn völlig unbedrängt nur noch ins Tor zu schieben. In den folgenden zehn Minuten dominierten die Flingeraner weiterhin klar und spielten die Gästeabwehr, teilweise mit schnellem „One-Touch“-Fußball, schwindelig. Wie schon im ersten Durchgang erhielt die Zwote für ihre gelungenen Aktionen immer wieder Szenenapplaus. Die Stimmung war gut, und aus Sicht der Zwote-Supporter hatte man den Eindruck, dass man sich trotz des Anschlusstreffers keine Sorgen machen müsse. Doch innerhalb von weiteren zehn Minuten änderte sich schlagartig die Situation. Nach einem langen Pass kam Duman (63.) im Strafraum frei zum Schuss und ließ Zelic keine Chance. Nur wenige Minuten später profitierte Führich von einem zu kurzen Rückpass nach einem Missverständnis zwischen Könighaus und Goralski und erzielte den Ausgleich. Es zeichnet den Charakter der Zwoten aus, dass sie nach diesen Rückschlägen nicht einbrach, sondern weiter alles daran setzte, erneut die Führung zu erzielen. Die Dortmunder, die bis dahin die eindeutig unterlegene Mannschaft gewesen waren, hatten natürlich Oberwasser bekommen und drängten nun ebenfalls auf einen weiteren Treffer. Die Chance dazu hatte Steffen Tigges (75.), dessen Kopfball aus kurzer Distanz über die Latte strich. Appelkamp (81.) dribbelte sich durch die BVB-Abwehr, wurde dabei leicht touchiert, blieb aber im Ballbesitz. Gerade als er frei durchgebrochen war, pfiff der Schiedsrichter ab und entschied, ohne Berücksichtigung der Vorteilsregel, auf Freistoß für die Flingeraner. Trotz weiterer guter Chancen von Hagemann und Lex Tyger Lobinger in den Schlussminuten blieb es schließlich bei einem Remis, das sich wie eine Niederlage anfühlt. (RR)
Zwote-Trainer Nico Michaty: „Es war ein aufregendes Fußballspiel. Für neutrale Zuschauer sogar ein begeisterndes Spiel mit sechs Toren und sehr vielen Tormöglichkeiten. Ein Spiel von zwei Mannschaften, die Fußball spielen wollten. Meine Mannschaft hat über weitre Strecken ein tolles Spiel gemacht. Der Knackpunkt war, dass wir nach dem dritten Treffer praktisch im Gegenzug ein Tor kassieren. Dieser Treffer hat Dortmund am Leben erhalten, und wir waren zu schnell unkonzentriert. Dann bekommen wir relativ schnell das zweite und dritte Tor. Ich muss aber sagen, wie meine Mannschaft dann nach diesen Nackenschlägen wiedergekommen ist und das Spiel weiter offen gestaltet hat, so dass wir sogar wieder Siegchancen hatten, ist ein positiver Aspekt. Natürlich ist man über ein solches Ergebnis nach einer Dreitoreführung nicht zufrieden, und die Jungs in der Kabine sind sehr enttäuscht, dass ihnen der Befreiungsschlag nicht gelungen ist. Aber es gilt, das Positive mitzunehmen, und davon gibt es sehr viel.“
Spiele der Teams
Aufstellung:
Fortuna Düsseldorf U23
ZelicGoralski (C)El-Jindaoui (84. Kaminski)Bornemann (77. Lobinger)AppelkampSchaubKönighausOberdorfWillms (90. Jürgen)HagemannWegner
Trainer
Nico Michaty
Borussia Dortmund II
UnbehaunBünningRenteHippeFührichHoberDumanBoyamba (C, 90.+2 Ruprecht)TiggesFinnsson (46. Wanner)Raschl
Trainer
Mike Tullberg
Stadion:
Paul-Janes-Stadion
Zuschauer
324
Schiedsrichter
Selim Erk