29.06.2022 | Verein

Mitgliederversammlung beschließt Änderung des Positionspapiers zur Katar-WM

Gemeinsamer Einsatz für Menschenrechte

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Vereins am 28. April 2022 hat die Versammlung über einen Antrag zur Änderung im „Positionspapier zur WM in Katar“ abgestimmt. Die Mitgliederversammlung hat sich mehrheitlich und klar dafür ausgesprochen, folgenden fettgedruckten Passus neu in das Positionspapier aufzunehmen:

Gemeinsames Positionspapier von Fans und Verein:
 
Der Verein Fortuna Düsseldorf und seine Fans stehen ein für Respekt, Vielfalt und Toleranz. Wir wenden uns entschieden gegen menschenverachtende Verhaltensweisen. So ist es in der Vereinssatzung und dem Selbstbildnis des Vereins festgeschrieben. Und deshalb geht uns alle die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Katar 2022 an.

Seit der Vergabe der WM im Dezember 2010 werden sowohl das Vergabeverfahren als auch die Entscheidung für Katar aus vielfältigen Gründen zu Recht von vielen Seiten, Menschenrechtsorganisationen, aber auch Fangruppierungen länderübergreifend kritisch bewertet. In Katar leben etwa zwei Millionen Arbeitsmigrant*innen. Auf den Baustellen der Stadien haben im Wesentlichen Migrant*innen unter miserablen Arbeitsbedingungen hart gearbeitet. Nach Recherchen des britischen Guardian aus dem Februar 2021 starben seit der WM-Vergabe mehr als 6.500 Arbeitsmigrant*innen – vor allem im Zusammenhang mit Bauarbeiten für die WM. Im Gegensatz dazu gab das WM-Organisationskomitee der FIFA an, dass im gleichen Zeitraum „lediglich“ 34 Menschen auf den WM-Baustellen ums Leben kamen.  

Die offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen und die Ausbeutung der Migrant*innen sind nicht akzeptabel und weisen auf grundsätzliche Missstände im Land hin, die weiterhin thematisiert werden müssen. Obwohl das unmenschliche Kafala-System inzwischen formal abgeschafft wurde, kommt es nach wie vor - auch laut Amnesty International - zu schwerwiegenden Verletzungen von Arbeitnehmer*innenrechten.

Die Vergabe der WM an das Emirat im Jahre 2010 wird von Bestechungsvorwürfen begleitet, die auch Teil von Strafermittlungen sind. Nur durch erheblichen Einsatz von Energie und Rohstoffen und die Verlegung der Spiele in den Winter wird es überhaupt möglich sein, die WM dort stattfinden zu lassen.  

Es ist an der Zeit, die Vergabepraxis für Weltmeisterschaften grundsätzlich zu hinterfragen. Es ist dringend notwendig, den Vergabeprozess so zu verändern, dass neben sportlichen und wirtschaftlichen Aspekten auch ökologische und gesellschaftliche Positionen vergaberelevant werden. Hierbei müssen die Einhaltung der Menschenrechte sowie die Nachhaltigkeit der Veranstaltung notwendige Kriterien werden. Ein geeigneter Weg hierzu könnte aus unserer Sicht die Einbeziehung von NGOs in den Vergabeprozess sein. Im Fall der WM in Katar war dies offensichtlich nicht der Fall.

Die Mitgliederversammlung spricht sich klar und eindeutig für einen Boykott der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2022 in Katar aus. Der DFB darf als Repräsentant unseres Landes durch seine Teilnahme an der WM sowohl die Vergabe als auch die menschenrechtsverletzenden Um- und Zustände beim Bau der Stadien sowie im Land Katar insgesamt nicht nachträglich legitimieren und sich dafür hergeben, dass ein autoritäres Regime wie Katar im Licht der Weltöffentlichkeit davon profitiert und sein Image aufzubessern sucht. Ferner erwartet die Mitgliederversammlung, dass der DFB in den Gremien der FIFA energisch für eine nachhaltige Reform der Vergabepraxis zukünftiger Fußball-Weltmeisterschaften eintritt.

Unabhängig davon, ob die WM in Katar stattfinden wird oder nicht, werden wir - der Verein Fortuna Düsseldorf, seine Mitglieder und seine Fans - weiterhin konsequent und weltweit für die Achtung der Menschenrechte eintreten. Wir wollen uns auch weiterhin über dieses Thema bis zur WM austauschen und fordern jeden engagierten Fußballfan auf, sich an diesem Diskurs zu beteiligen. 

bundesliga.de

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