"Wir spielen frei von der Leber weg"
Emdens Trainer Marc Fascher vor dem Spiel bei Fortuna Düsseldorf
Der BSV Kickers Emden schwimmt auf einer Welle der Euphorie, denn der Gast am kommenden Samstag (Anpfiff in der LTU arena um 14 Uhr) hat noch alle Chancen auf den Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga. Die Mannschaft von Trainer Marc Fascher (38) liegt nur drei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz und sorgt damit für eine mehr als positive Überraschung in dieser Saison.
Am Dollart scheint alles möglich zu sein, wobei die Auswärtsbilanz mit 15 eingespielten Punkten jedoch deutlich bescheidener ausfällt als die 34 Zähler, die im heimischen Embdena-Stadion eingefahren wurden. Der letzte Sieg in der Fremde datiert vom 24. Februar dieses Jahres - ein 1:0 bei Hertha BSC Berlin II. Vor dem Spiel in der LTU arena sprachen wir mit Kickers-Trainer Marc Fascher.
Sie saßen am letzten Sonntag in Leverkusen auf der Tribüne und haben die Fortuna beobachtet. Mit welchen Erkenntnissen sind Sie nach Emden zurückgefahren?
Fascher: "Wer in Unterzahl ein Auswärtsspiel noch 3:1 gewinnt, vor dem kann ich nur den Hut ziehen. Wenn ich dieses Spiel als Maßstab nehme, sage ich: Die Tendenz bei der Fortuna zeigt klar nach oben. Düsseldorf hat seine Schwächephase überwunden."
Ihre Kickers holten zuletzt ein 1:1 im Top-Spiel gegen den VfL Osnabrück. Überwiegt die Freude über den Punktgewinn oder der Frust über den späten Ausgleich drei Minuten vor dem Abpfiff?
Fascher: "Da überwiegt ganz klar der Frust über den späten Ausgleich. Unterm Strich geht das Ergebnis zwar in Ordnung, aber wer 180 Sekunden vor dem Schlusspfiff das Gegentor kassiert, verschenkt nun mal einen Dreier. Zwei Nächte habe ich gebraucht, dann war das Ding aber auch abgehakt."
In den letzten fünf Spielen teilten sich Ihre Kickers vier Mal die Punkte mit dem Gegner, darunter waren die Remis gegen Mönchengladbach II (1:1) und Holstein Kiel (0:0)...
Fascher: "Wenn ich die letzten fünf Spiele betrachte, so hinken wir dem Soll zwei Punkte hinterher. Am meisten geärgert hat mich das 1:1 gegen Mönchengladbach. Mit den anderen Ergebnissen gegen Kiel (0:0), Union Berlin (2:1), Ahlen (1:1) und Osnabrück (1:1) kann ich mich aber sehr gut identifizieren."
Wie oft wird in Emden an den Aufstieg gedacht?
Fascher: "Täglich! Wir werden ja ständig mit dem Thema konfrontiert - und es gibt Schlimmeres. In Emden ist eine Riesen-Euphorie entstanden. Es ist unglaublich, dass ein kleiner Verein wie Kickers Emden fünf Spieltage vor Saisonende immer noch am Tor zur 2. Fußball-Bundesliga kratzt."
Wie schätzen Sie angesichts Ihres Restprogramms mit den Spielen in Düsseldorf, in Dresden und Wuppertal sowie zu Hause gegen Erfurt und Magdeburg Ihre Chancen auf den Aufstieg ein?
Fascher: "Unser Restprogramm ist hammerhart. Aber die Liga zeigt Woche für Woche, dass alles möglich ist. Wir spielen völlig frei von der Leber weg und haben keinen Druck. Andere müssen aufsteigen, wir können. Das ist einfach eine Riesensache für ganz Emden."
Im Embdena-Stadion sind die Kickers eine Macht, holten schon 34 Punkte. Auswärts stehen aber erst drei Siege und sechs Remis zu Buche. Warum sollte es in Düsseldorf besser laufen?
Fascher: "Irgendwann muss die Serie ja mal reißen. Wir haben gewissenhaft trainiert, sind schon einen Tag vorher angereist. Ich habe die Mannschaft genauso wie vor jedem Spiel vorbereitet. Wir machen jetzt keinen Firlefanz, wir sind einfach bereit."
Wie sieht es personell bei Kickers Emden aus?
Fascher: "Ferhat Cerci ist nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt und Andreas Gerdes mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft unterwegs. Sonst aber sind alle Emder an Bord." (mpsw)
Das sind die Paarungen des 34. Spieltages am 4./5./6. Mai:
Rot-Weiß Ahlen - Hamburger SV II (Fr., 19.30 Uhr)
Borussia Dortmund II - SV Werder Bremen II
VfL Osnabrück - FC St. Pauli
Fortuna Düsseldorf - Kickers Emden
FC Rot-Weiß Erfurt - Bayer 04 Leverkusen II
Dynamo Dresden - SV Wilhelmshaven
1. FC Magdeburg - 1. FC Union Berlin
Wuppertaler SV Bor. - Hertha BSC Berlin II (alle Sa., 14.00 Uhr)
Borussia Mönchengladbach II - Holstein Kiel (So., 14.00 Uhr)
spielfrei: VfB Lübeck