08.03.2024 | Frauen- und Mädchenfußball

„Spüren die Unterstützung im gesamten Verein“

U17-Juniorinnen-Trainerin Laura Neboli im Interview

Seit Sommer 2023 ist Laura Neboli Trainerin von Fortunas U17-Juniorinnen. Anlässlich des Weltfrauentags haben wir mit ihr über die Akzeptanz des Frauen- und Mädchenfußballs in Deutschland und den Weg, den die Fortuna in diesem Bereich eingeschlagen hat, gesprochen.

  • Foto: Christof Wolff

Laura, heute, am 8. März, ist der Weltfrauentag. Was bedeutet Dir der Tag und wieso ist er aus Deiner Sicht wichtig?
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir mit diesem Tag die Wahrnehmung der Rolle der Frau weiter verbessern. In den letzten Jahren haben sich mehr Frauen zugetraut, wichtige Positionen, beispielsweise in der Politik, der Wirtschaft oder dem Sport, zu übernehmen. Frauen werden also auch für die Gesellschaft wichtiger und übernehmen mehr Verantwortung. Das ist eine wichtige Botschaft für die nächsten Generationen: Mit Kompetenz und dem nötigen Fleiß kann man in jedem Bereich etwas erreichen.

Sind wir in Deutschland aus Deiner Sicht bei der Akzeptanz des Frauen- und Mädchenfußballs auf einem guten Weg?
Wir haben gute Schritte nach vorne gemacht, die Wahrnehmung hat sich verbessert. Ich denke aber auch, dass in Deutschland noch mehr möglich wäre. In den vergangenen Jahren haben andere Länder sehr viel in die Entwicklung des Frauenfußballs investiert. Beispielsweise England oder Spanien haben einen großen Sprung nach vorne gemacht. Diese Ligen sind für Fußballerinnen sehr interessant geworden. Ein wichtiger Schritt für den Frauenfußball in Deutschland wäre es, die finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern. In der Bundesliga gibt es zu viele Spielerinnen, die nebenher noch arbeiten müssen. Eine Sportlerin kann nach acht Stunden Arbeit in einem Job nicht die gleiche Leistung bringen wie jemand, der sich nur auf den Fußball konzentriert. Man muss es den Frauen ermöglichen, Profi-Sportlerin zu sein.

Du hast sowohl in Italien als auch in Deutschland gespielt und warst auch Teil der italienischen Nationalmannschaft. Wie ist das Standing des Frauenfußballs in den beiden Ländern zu vergleichen?
Als ich noch gespielt habe, war Deutschland in der Entwicklung viel weiter. Die Bundesliga war die beste Liga Europas und alle haben davon geträumt, hier zu spielen. Seitdem hat sich die Situation in Italien aber deutlich verbessert. Viele Vereine haben beispielsweise in die Infrastruktur investiert, die Spielerinnen sind bekannte Persönlichkeiten und in Italien ist es für die Serie A Femminile auch vorgeschrieben, dass die Spielerinnen einen Profi-Vertrag haben.

Bei der Fortuna ging im Sommer 2022 mit den U17-Juniorinnen die erste Mädchenfußballmannschaft an den Start. Ein Jahr später folgte im Sommer 2023 die Frauenmannschaft. Wie bewertest Du den Status quo und den Weg, auf dem sich die Fortuna in diesem Bereich befindet?
Der Weg, den die Fortuna eingeschlagen hat, ist sehr positiv. Wir spüren die Unterstützung im gesamten Verein und haben sehr gute Rahmenbedingungen für die Spielerinnen, um die bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten. Dabei spielt auch das Bündnis AG Mädchenfußball in Düsseldorf (Anm.: Kooperation der Fortuna mit elf weiteren Düsseldorfer Vereinen, um den Mädchen- und Frauenfußball in Düsseldorf nachhaltig zu fördern) eine wichtige Rolle. Das Konzept, Spielerinnen aus Düsseldorf eine Heimat zu geben, ist aus meiner Sicht von hoher Bedeutung. Ich musste damals, als ich 16 Jahre alt war, zwei Stunden zum Training hin- und zwei Stunden zurückfahren. Nicht alle haben solche Möglichkeiten wie wir und umso wichtiger ist es, dass wir als Verein den Spielerinnen aus der Umgebung die Chance geben, leistungsorientiert Fußball zu spielen. Es ist von Bedeutung, dass wir vereinsübergreifend konstruktiv miteinander arbeiten. Wir wollen alle das Gleiche: Nämlich, dass der Frauenfußball in Düsseldorf stark wird. Das schafft man nur zusammen. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird die Fortuna im Mädchen- und Frauenfußball eine immer wichtigere Rolle spielen.

Wo siehst Du insgesamt noch Verbesserungspotenzial?
Infrastrukturell können wir uns sicherlich noch verbessern, aber ich weiß auch, dass das ein übergreifendes Thema ist. Ich hoffe, dass wir weiterhin in den Bereich Mädchen- und Frauenfußball investieren, damit die Akzeptanz insgesamt noch größer wird.

Du bist seit Sommer 2023 Trainerin der U17-Juniorinnen. Wie ist Deine Einschätzung zur aktuellen sportlichen Situation der beiden Teams?
Die Frauen spielen eine sensationelle Saison. Es hat sich früh gezeigt, dass das Team stark ist, aber die Erwartungen sind aus meiner Sicht noch übertroffen worden. Da leistet Anestis (Tsentemeidis, Trainer der Frauenmannschaft, Anm. d. Red.) wirklich gute Arbeit. Auch bei uns in der U17 ist die Entwicklung gut. Wenn ich das erste Training im vergangenen Sommer mit dem aktuellen Stand vergleiche, das sind zwei Welten. Die Mädels merken, es ist leistungsorientierter. Da mussten sie auch erstmal in diese Denkweise reinkommen, aber die Lernbereitschaft ist sehr hoch.

Zu einigen Spielen der Teams bietet die Fortuna auch einen Livestream an. Ist das ebenfalls ein wichtiger Punkt, um die Sichtbarkeit zu erhöhen?
Absolut. Nur wenn man sichtbar ist, bleibt man in Erinnerung. So können alle diese Spiele verfolgen. Und wenn man ein Spiel einmal im Stream guckt, kommt man das nächste Mal vielleicht zum Platz. So wird man auch als Verein attraktiver in der Wahrnehmung. Das ist schon ein Mehrwert.

Was sind aus Deiner Sicht die nächsten wichtigen Entwicklungsschritte, die der Frauenfußball bei der Fortuna gehen sollte?
Der Schritt vom Breiten- zum Leistungsfußball ist nicht einfach. Wir müssen die Mädels sehr gut betreuen, auch außerhalb des Platzes. Denn sie sind nicht nur Fußballerinnen, sondern auch Menschen. Außerdem würde ich mir wünschen, dass der Bereich noch weiter wächst und wir die Mannschaften im Jugendbereich erweitern können. Aber das Wichtigste ist, dass man immer auf Qualität setzt und nicht zu schnell zu viel auf einmal möchte. Wir müssen das Ganze behutsam aufbauen.

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