22.01.2020 | Yesterday

Gerd Zimmermann

Der Fortune mit dem härtesten Schuss

Gerd Zimmermann gehörte einer Spielergeneration an, die heutzutage gänzlich von Taktiktafeln verschwunden ist. Er war Vorstopper. Zu dieser Kategorie zählten die kompromisslosen Abräumer vor der Abwehr, die zugleich als Verbindung zum Mittelfeld fungierten. Von daher konnte „Zimbo“ nicht nur defensiv überzeugen, sondern war im Angriff eine echte Allzweckwaffe. Nicht von ungefähr kam er als Kombination aus Zimmermann und Bomber aufgrund seiner enormen Schusskraft zu seinem Spitznamen.

Gerd Zimmermann war somit geliebt und gefürchtet - je nachdem, für welchen Verein das Fanherz im Stadion schlug. Denn wenn er mit seinem Lockenkopf und dem markanten Schnurrbart zu einem seiner spektakulären Freistöße oder Elfmeter anlief, dann stockte selbst Ausnahmeschlussmännern wie Nationaltorhüter Sepp Maier oder Rudi Kargus der Atem. Eine Schussgeschwindigkeit im dreistelligen km/h-Bereich (144 in der Spitze!) sorgte häufig für ausgebeulte Tornetze und verdutzte Blicke der Torhüter, wenn sie den „Flatterbällen“ hinterherschauten. Mit seiner Schusskraft und Zielsicherheit gilt er bis heute bei der Fortuna als unübertroffen. Er selbst sagte einmal über seine enorme Schusskraft: „Mit links schieße ich härter, mit rechts genauer! Aber mit links treffe ich notfalls von der Mittellinie.“ Nicht wenige seiner vielen Tore erzielte er tatsächlich - wenn nicht vom Elfmeterpunkt - von weit außerhalb des Strafraums. Mit einer Körpergröße von 1,85 Metern und dem athletischen Körper war er zudem enorm kopfballstark.

Deutscher Meister und noch mehr Fortuna
Am 26. September 1949 erblickte Gerd Zimmermann in Jüchen das Licht der Welt. In jungen Jahren machte er dort seine Anfänge beim VfB 08. Dann verschlug es ihn 1968 ins benachbarte Mönchengladbach zur Borussia, wo er in zwei Spielzeiten seine ersten Profierfahrungen machte. „Ich war allerdings neben Günter Netzer und Berti Vogts eher ein Ergänzungsspieler“, gibt er in aller Bescheidenheit zu. Trotzdem reichte es, um 1970 den ersten nationalen Titel, Deutscher Meister, mitzunehmen.

Damit war der Grundstein gelegt, sodass in den folgenden zehn Jahren Fortuna sein Leben bestimmte. Zunächst spielte er vier Jahre lang in der südlich gelegenen Domstadt bei der Namenscousine SC. 1974 wechselte er auf die andere Rheinseite an den Flinger Broich. Damals zahlte die Düsseldorfer Fortuna für ihn die rekordverdächtige Transfersumme von 800.000 DM (gut 400.000 Euro).

Eine besondere Ehre!
Seine Mitspieler riefen ihn zunächst kurz und knapp „Zimmi“. In den folgenden Jahren war er maßgeblich an vielen historischen Spielen der Vereinsgeschichte beteiligt. In sechs Spielzeiten (1974-80) kam er auf 209 Pflichtspiele, in denen er 50 Tore erzielte. In seiner persönlich erfolgreichsten Saison 1978/79 war er mit 13 Saisontoren der treffsicherste Abwehrspieler der Bundesliga.

Es sei der familiäre Umgang bei der Fortuna, der Spaß abseits des Spielfeldes, der „großartige Zusammenhalt“ in der Mannschaft gewesen, der zum Erfolg beitrug, fasste er einmal die Erfolgsformel jener Jahre zusammen. Dieser stieg jedoch niemandem zu Kopf - und gerade Zimmermann wurde von den Fans geliebt, weil ihm der Ruf des ehrlichen Arbeiters vorauseilte, und der einmal sagte, dass er nicht aufs Geld schaue, „sondern auf meinen Verein, für den es jedem eine Ehre sein sollte, für ihn spielen zu dürfen!“

Spiele auf internationaler Ebene
Trotz mehrerer Einsätze im Deutschen U23-Nationalteam: Der Durchbruch in der A-Nationalmannschaft gelang ihm nicht. Damit teilte er das Schicksal seines Mannschaftskameraden und Namensvetters Gerd Zewe. Entschied sich bei Letzterem Nationaltrainer Helmut Schön für Franz Beckenbauer, erhielt auf Zimmermanns Position ein anderer Bayern-Spieler, Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, den Vorzug.

Das internationale Parkett blieb dem zweifachen Familienvater dennoch nicht verwehrt. Mit der Fortuna bestritt er 20 Begegnungen (4 Tore) im UEFA-Pokal (heute Europa League) und im Pokal der Pokalsieger. Selbstverständlich war er auch im Europapokalfinale am 16. Mai 1979 gesetzt. Doch was der erfolgreichste Tag in der Vereinsgeschichte hätte werden können, endete mit einer dramatischen Niederlage (3:4 n. V.) für Club und Spieler zugleich. Nach seiner in Basel erlittenen Verletzung (Kreuzbandriss, Innen- und Außenmeniskus wurden entfernt) konnte er nur noch fünfmal für die Fortuna auflaufen.

Bescheidenheit, Bitterkeit und ein etwas anderer Beruf
Sein Markenzeichen war stets neben seiner enormen Schusskraft seine große Bescheidenheit. So gab er einmal zu Protokoll: „Was halfen denn noch so schöne Tore von mir, wenn wir als Mannschaft verloren hatten?“ Zimmermann war eben ein echter Teamplayer, der sich in den Dienst der Mannschaft stellte und der heute ganz bestimmt bei vielen Bundesligisten auf der Position des „6ers“ oder „8ers“ einen Stammplatz hätte.

Durch eine lange Ausfallzeit fand die neue Spielzeit praktisch ohne den Abwehrhünen statt. Hinzu kam, dass Otto Rehhagel inzwischen Tippenhauer als Cheftrainer beerbt hatte und nicht mehr auf „Zimbo“ setzte. Es folgte eine Aussprache mit Trainer und Präsidium, die in einem Eklat gipfelte und zur Suspendierung Zimmermanns führte. „Das hat verdammt weh getan, denn Fortuna lag und liegt mir doch so sehr am Herzen.“

Somit verließ Zimmermann Düsseldorf und suchte sein Glück in der damals aufstrebenden amerikanischen Soccer-League bei den Houston Hurricanes in den USA sowie bei den Calgary Boomers in Kanada, um danach in Deutschland bei Union Solingen und Fortuna Köln seine Laufbahn zu beenden.

Es folgte eine andere Karriere - hinter dem Lenkrad. Für einige Jahre wurde er Fernfahrer und fuhr im Auftrag einer Spedition. Heute hat er nach vielen Verletzungen und einer schweren Erkrankung einen anderen Kampf aufgenommen. Und dennoch lässt er es sich nicht nehmen, um ab und zu bei den Spielen seiner Fortuna in der Arena oder den Treffen der F95-Legenden mit seiner Lebensgefährtin nach Düsseldorf zu kommen.

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