03.11.2020 | Yesterday

Georg „Schorsch“ Hochgesang

Führungsspieler in der Meistermannschaft von 1933

Georg Hochgesang war zweifelsfrei der Taktgeber in Fortunas Meistermannschaft von 1933. Denn der damals 35-Jährige hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einige Erfolge und vor allem viel Erfahrung aufzuweisen. Schließlich war er zuvor drei Mal mit dem 1. FC Nürnberg Deutscher Meister geworden. Für die Fortuna sollte sich sein Wechsel im Jahr 1928 vom Franken- ins Rheinland als Glücksgriff erweisen.

Am 3. November 1897 wurde Georg Hochgesang in Nürnberg geboren. Im Alter von acht Jahren begann er beim FC Pfeil Nürnberg mit dem Fußballspielen. Ab 1916 kam er in der ersten Mannschaft zu seinen ersten Einsätzen im Seniorenbereich. Zur Saison 1921/22 wurde er vom Lokalrivalen 1. FC Nürnberg verpflichtet, in dessen Blütezeit er als Halbstürmer seine größten Erfolge verzeichnen konnte. Für den „Club“ bestritt er 259 Pflichtspiele, in denen er sechs Tore schoss und drei Mal Deutscher Meister geworden war (1924, 1925 und 1927).

Brillanter Techniker und Passgeber
Der 1,65 Meter große „Schorsch“ war für seine herausragende Technik bekannt. Er gilt als Erfinder einer besonderen Art des Passspiels. Er sprang, den Ball zwischen den Schuhen eingeklemmt, steil nach oben und gab vom oberen Totpunkt dieses Sprungs einen langen Pass an den betreffenden Flügel. Er dürfte der Einzige sein, der diese Passart beherrschte. Ansonsten wurde ihm nachgesagt, dass er nicht der Schnellste sei und seine Schüsse auch längst nicht immer das Tor trafen. Dennoch zeichneten ihn seine Spielübersicht als ordnender und ruhender Pol aus.

Ein echter „Transfer-Hammer“
Allein seine Verpflichtung im Jahr 1928 wäre in heutiger Zeit ein „Transfer-Hammer“, „Stareinkauf“ oder schlichtweg ein hochkarätiger Neuzugang. Denn Hochgesang war 1928 ein Top-Spieler hierzulande. Neben den drei nationalen Titelgewinnen mit den „Clubberern“ hatte er international schon sechs Mal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt, für die er am 15. Juni 1924 in Oslo beim 2:0-Sieg gegen Norwegen debütierte. Sein erstes von vier Toren als Nationalspieler erzielte er am 25. Oktober 1925 in Basel beim 4:0-Sieg über die Schweiz. Sein letztes Länderspiel krönte er am 23. Oktober 1927 beim 6:2-Sieg über die Nationalmannschaft Norwegens mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 in der 55. und dem Treffer zum Endstand in der 88. Minute.

Von der Noris an den Rhein
Das Präsidium um Matthias Bakkers hatte ihm ein gutes berufliches Angebot unterbreitet, so dass er tatsächlich zur Saison 1928/29 zur Fortuna wechselte. Gleich in seinem ersten Spiel waren 7.000 Zuschauer zur Partie gegen den FC Solingen 1895 an die Vennhauser Straße gekommen, wo Hochgesang sich mit zwei Treffern zum 8:0-Endstand bestens einführte.

1929/1930 übernahm Otto Keßler die Fortuna als Trainer. Die Bezirksliga war inzwischen als „Sonderliga“ in einer Staffel organisiert, wodurch der Leistungsdruck größer wurde. Der „Schorsch“ war mit seinen inzwischen 32 Jahren weiterhin der Mann, der Ordnung ins Spiel brachte. Das „Hau-Ruck-Spiel“, das in dieser Klasse stark verbreitet war, entsprach nicht seiner Auffassung von Fußball.

Im zweiten Spiel der Saison 1930/1931 der Bezirksliga Berg-Mark wurde am 30. September 1930 endlich der neue Rasenplatz eingeweiht, den Hochgesang seit dem ersten Tag seines Wechsels vehement gefordert hatte. Am Saisonende gewann die Fortuna die Westdeutsche Meisterschaft. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gab es jedoch eine unglückliche 2:3-Niderlage nach Verlängerung gegen Eintracht Frankfurt.

Mit Torhunger zum Gewinn der Meisterschaft
In der Spielzeit 1932/1933 hatte der neue Trainer Heinz Körner früh die Stammformation gefunden. Fast 100 Tore fielen, und Hochgesang war maßgeblich als Vorbereiter oder Schütze selbst beteiligt. Spannend wurde es erst wieder mit der Ermittlung des Bezirksmeisters, bei der sich die Rot-Weißen gegen den VfL Benrath knapp durchsetzen konnten. In der anschließenden Westdeutschen Meisterschaft und Endrunde zur Deutschen Meisterschaft wurden alle Spieler stark gefordert. Und die Kraftanstrengungen sollten sich auszahlen, denn der inzwischen 35-Jährige wurde am 11. Juni 1933 abermals Deutscher Fußballmeister – mit ihm als Torschützen zum 3:0-Endstand gegen den FC Schalke 04. Auch wenn Hochgesang bereits zum vierten Mal zu dieser Ehre gekommen war, dürfte der Erfolg mit Fortuna Düsseldorf der Höhepunkt seiner sportlichen Karriere gewesen sein.

Jähes Karriereende im Alter von 37 Jahren
Zur neuen Spielzeit hatte es erneut Umstrukturierungen gegeben und die Fortuna war Mitglied in der neu gegründeten Gauliga Niederrhein geworden. Hochgesang gehörte zwar weiterhin zum Kader, doch die erhöhten sportlichen Anforderungen forderten altersbedingt ihren Tribut. So bestritt er bis September 1934 noch zehn Pflichtspiele.

Zwischenzeitlich hatte er eine „unterstützende Trainertätigkeit“ beim früheren Bezirksligisten BV 08 Lüttringhausen aufgenommen; eine Aufgabe, die kein Einzelfall war, denn sie brachte einem „Amateurspieler“ ein kleines Einkommen, das nicht gegen die Verbands-Amateurbestimmungen verstieß. Nach der Spielzeit beendete Georg Hochgesang seine seine aktive Karriere, um danach als Sportlehrer zu arbeiten und 1938 den VfL Bochum als erster Trainer überhaupt zu übernehmen. In den vom Westdeutschen Spiel-Verband organisierten Meisterschaften bestritt er für die Fortuna knapp 119 Pflichtspiele.

Das Kapitel Fortuna war für Hochgesang indes noch lange nicht beendet. Von März 1946 bis Januar 1949 übernahm er erneut und diesmal ganz offiziell das Traineramt und erreichte mit der Mannschaft die Qualifikation zur neuen Bezirksliga Berg-Mark. Aus alten, erfahrenen Spielern und neuen Kräften schweißte er ein komplett neues Team zusammen. Über einige Qualifikationsspiele schafften die Flingeraner sogar den Sprung in die neu geschaffene Oberliga-West. Immerhin gelang unter ihm hiernach auch der Klassenerhalt. In den nächsten Jahren übernahm Hochgesang weitere Trainertätigkeiten bei anderen Amateurvereinen.

Der Kontakt zur Fortuna blieb bis ins hohe Alter bestehen. So ist es nachvollziehbar, dass sich Hochgesang, der seit 1966 verwitwet war, erst nach seiner Zeit im Fußball dem in den 1920er-Jahren avisierten Tabakladen vollends widmete – an der Friedrichstraße in Bilk.

Am 12. Juni 1988 starb Hochgesang im Alter von 90 Jahren in seiner Wahlheimat Düsseldorf.

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